Humboldt-Forum: Streit um Kuppel-Kreuz
Ende Mai 2020 sind die Arbeiten an der Kuppel des Humboldt-Forums und damit auch insgesamt die detailgetreue Rekonstruktion der Fassade des einstigen Berliner Stadtschlosses weitgehend abgeschlossen. Dabei wurden „sowohl monarchische und heraldische bauplastische Symbole wie Adler, Wappen und Kronen original rekonstruiert als auch Elemente christlicher Ikonografie wie das Kreuz und das umlaufende Schriftband am Fuß der Kuppel“. Doch um das Kreuz und die Inschrift wird im Kulturbetrieb derzeit gestritten. Während Grüne und Linke derlei Dekoration verhindern wollten und ebenso die Kunstkritikerin Johanna di Blasi der Ansicht ist, das Kreuz auf der Kuppel erinnere „an jene unheilige und noch zu wenig bedachte Allianz zwischen Kolonialismus und Mission“, die sich auch in Teilen der ethnologischen Sammlung widerspiegele, reagieren Repräsentanten der hiesigen Muslime auf diese Kuppelgestaltung weitaus gelassener. Aiman Mazyek, Vorsitzender des Zentralrats der Muslime in Deutschland, meint dazu: „Das Kreuz auf der Kuppel gehört als kulturelles und historisches Erbe dazu und ich empfinde dabei kein Gefühl des Störens, zumal man diesen Kontext nicht verschleiern oder zwanghaft abschaffen soll.“ Auch die Rechtsanwältin Seyran Ateş, Initiatorin und Mitbegründerin der Ibn-Rushd-Goethe-Moschee in Berlin, hat keine Bedenken: „Der Verzicht auf das Kreuz, im Interesse einer religiös-multikulturellen Gesellschaft, wäre geradezu eine Verleugnung der Geschichte des Ortes und des Gebäudes. Ein Bewusstsein für die eigene Geschichte mit all ihren Widersprüchen verdient stets den Vorrang, vor falscher Rücksichtnahme.“