Humboldt-Kuppel: Streit geht weiter

König Friedrich Wilhelm IV. ließ durch den Architekten Friedrich August Stüler und seinen Bauleiter Albert Dietrich Schadow das Berliner Stadtschloss in den Jahren 1845–1853 mit einer 70 m hohen Kuppel bekrönen. Bei der Rekonstruktion als Humboldtforum wurde auch diese Kuppel samt Kreuz und Inschrift originalgetreu wieder errichtet. An der vom Preußenkönig ausgesuchten (und abgewandelten) biblischen Inschrift scheiden sich allerdings die Geister – denn seit Wochen wird heftig diskutiert, wie damit umzugehen sei. Das Schriftband lautet nämlich: „Es ist in keinem anderen Heil, es ist auch kein anderer Name den Menschen gegeben, denn der Name Jesu, zu Ehren des Vaters, dass im Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erden sind.“ Der Kurator Bonaventure Soh Bejeng Ndikung z.B. kritisiert das Dekor mit den Worten: „Die extreme Gewalt des Christentums bei der Kolonialisierung kann nicht vergessen werden, und die Tatsache, dass man auf dem Humboldt Forum, das Objekte aus aller Welt beherbergen soll, das Kreuz errichtet, ist eine unglaubliche Zurschaustellung von Überlegenheit.“ Richard Schröder, der Vorsitzende des Fördervereins Berliner Schloss, warnt hingegen vor einer Fehlinterpretation der Inschrift: „Hier wird nun so getan, als ob Christentum und Kolonialismus und Weiße ein Zusammenhang sei gegen den Rest der Welt. Und das stimmt einfach nicht mehr. Früher hat es einmal diesen Zusammenhang gegeben…“ In unserer heutigen säkularen Gesellschaft spiele das Christentum jedoch gar nicht mehr jene Rolle wie zu den Zeiten Friedrich Wilhelms IV. „Allein in Nigeria leben doppelt so viel Christen wie in Deutschland“. Schröder hält den Text auf einer geplanten Info-Tafel für unzutreffend; der „König behauptete mit der Inschrift einen Alleingültigkeits- und Herrschaftsanspruch des Christentums“. Doch das stehe so „weder in der Bibel noch auf dem Spruch“, vielmehr müsse der König „für sein Tun und Handeln vor Gott Rechenschaft ablegen, das ist der Sinn dieses ‚alle Knie sollen sich vor Jesus beugen‘“. Die „taz“ sieht in der Inschrift eine „Krönung der Falschheit auf einem Gebäude, dessen Fassade eben nur das ist, Fassade, historisches Zitat, die nicht mit den inneren Funktionen übereinstimmt.“ Und das ist und bleibt das Dilemma eines Forums-Konzepts, das einerseits „Weltkultur“ in einem humanistischen Humboldtschen Sinne vermitteln will, sich andererseits dabei einer baulichen Hülle bedient, mit der man auch die reaktionären und militaristischen Aspekte des Preußentums assoziiert.