House of Commons - die norwegischen Biennale Momentum 11

6. September 2021 · default

Die 1998 ins Leben gerufene, skandinavische Biennale Momentum, die größte Schau dieser Art in Norwegen, ist nicht unbedingt die lauteste, dafür aber von speziellen Besonderheiten geprägt. Dies belegt die jüngste, von Théo-Mario Coppola kuratierte 11.Augabe (bis zum 10.Oktober). Insgesamt 27 Künstler nehmen teil. Bereits ihr Titel „House of Commons“ (Haus der Gemeinnützigkeit) spielt auf die „Praxis der Commonalisation“ an, die Ideen für ein kollektives Leben jenseits von Märkten und Staaten entwerfen will, so Coppola. Die wie ein Rundgang im Naturpark auf der Insel Jeløya und in der Stadt Moss angelegte Biennale umfasst Projekte im öffentlichen Raum, u.a. ein konkretes Gedicht von Augusto de Campos im Stadtzentrum nahe der Kunstgalleri. In dieser sind neben Papierarbeiten von Délio Jasse die Filme „Naked Spaces: Living Is Round“ sowie „Surname Viet Given Name“ von Trinh T. Minh-ha zu sehen. Auf Wegen durch Wälder, vorbei an Feldern und Strand stößt man auf eine In-situ-Intervention der Gruppe Kollektivnye Deystviya (Kollektive Aktionen), auf von dem Architekturbüro S-AR aus einheimischem Holz und recycelten Materialien geschaffene Pavillonformen. In einem Treppen-Pavillon wird beispielsweise der Film „All that goes before forget“ (2021) von Daisuke Kosugi und im Erdgeschoss der Galerie F 15 Werke der Isländerin Pia Arke und des russischen Kollektivs Chto Delat, der Lebensbaum des Philippinen Cian Dayrit, die Banner der Amerikanerin Renée Green, die Videoinstallation des Inders Goutam Ghosh, der Wandteppich der Schwedin Hannah Ryggen präsentiert.
Dadurch, dass die Biennale diesmal, so die Neuerung, vor allem auf Jeløya stattfindet, tritt die Kunst in eine organische Beziehung zur Natur. So auch das improvisierte Spiel des Komponisten Charlemagne Palestine, Zeitgenosse von Philip Glass, auf einem auf die Fähre zwischen den Städten Moss und Horten gehievten Flügel. Sein Stück „Strumming“ ist eine Improvisation mit einer klagenden, bis zum Ende durchgehaltenen pentatonischen Akkordfolge, übergehend in ein eindringliches Zwei-Ton-Motiv aus E und B., angereichert mit weiteren Töne und begleitet von der bei der Überfahrt zu hörenden Außenklangkulisse aus Wind und Wellen. (HNJ)

Dazu in Band 262 erschienen:


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