Hito Steyerl lehnt aus Protest gegen Corona-Politik Bundesverdienstkreuz ab
Die Videokünstlerin Hito Steyerl hat aus Protest gegen die Corona-Politik das Bundesverdienstkreuz abgelehnt und in einem Brief an Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ihre Entscheidung begründet. Den Brief hat „Die ZEIT“ dokumentiert. Auch manche Experten hatten vor einem Jahr lieber einen kurzen, harten Lockdown für den Herbst vorgeschlagen, der ökonomisch wie psychologisch besser zu verkraften gewesen wäre. Stattdessen erlebten wir sieben Monate Stillstand, abwechselnd mal mit ein paar kleinen Lockerungen zwischendurch, und dann wieder mit Verschärfungen bis hin zu Ausgangssperren. Doch diese zögerliche und halbherzige Politik habe dann dazu geführt, „einen disproportionalen Anteil der sozialen Konsequenzen der Pandemie auf den nichtkommerziellen Kultur- und den Bildungsbereich abzuwälzen, auf Freischaffende, Schüler, Schülerinnen und Studierende – auf Menschen also, die ohnehin eher weniger Ressourcen haben und vom Digitalisierungsrückstand doppelt hart getroffen werde“, schreibt Steyerl. „In den letzten 18 Monaten hat sich erwiesen, dass die Bereiche Bildung und Kultur in der Krise am wenigsten zählen.“ Steyerl steht mit ihrer Meinung nicht allein da, denn auch andere aus der Kulturszene beklagten sich in den vergangenen Monaten, dass die Politik z.B. die Autoindustrie als „systemrelevant“ begriffe, nicht aber die schönen Künste. Die Coronapolitik ist aber nicht Hito Steyerls einziger Kritikpunkt: sie fordert ebenso Maßnahmen gegen strukturelle Diskriminierungen und rechten Terror. „Stattdessen gibt es jetzt ein brandneues Fake-Schloss in Berlin, voll kolonialer Raubkunst“.
Dazu in Band 242 erschienen: