HfbK Hamburg: Semestereröffnung wegen Protesten abgebrochen

13. Oktober 2022 · Hochschulen

Lautstarke Proteste gegen die Gastprofessur zweier Mitglieder des kuratorischen documenta-Teams, Reza Afisina und Iswanto Hartono, führten zu einem vorzeitigen Abbruch der Veranstaltung zur Eröffnung des Wintersemesters 2022/23 an der HfbK Hamburg. „Etwa zehn der mehr als 300 Anwesenden in der voll besetzten Aula skandierten am Mittwochabend ‘Antisemitismus ist keine Meinung’ und ‘schmeißen Sie die Nazis raus”, ist in einem dpa-Text nachzulesen. Als Symbol des Protestes sei die Fahne Israels mit dem Porträt des ehemaligen Premierministers Ben Gurion hochgehalten worden. HFBK-Präsident Martin Köttering habe zwar versucht, zu beschwichtigen («Diese beiden Kuratoren sind keine Antisemiten»), aber als er dann „das Mikrofon nach etwa 40 Minuten den Protestierenden überließ, löste sich die Versammlung schnell auf. Die Vorstellung eines weiteren neuen Lehrenden konnte nicht mehr stattfinden.” Anlass der Proteste sind die Antsemitismus-Vorwürfe bei der jüngsten Kasseler documenta. Auch Hamburgs Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Die Grünen) hatte „an der Gastprofessur… Kritik geübt“, gleichwohl auf die Autonomie der „Hamburger Hochschulen… in der Berufung ihrer Gastprofessuren“ verwiesen, denn „dies ist von der Wissenschaftsfreiheit gedeckt“. Daher will die Hochschule der Forderung, „die Gastprofessoren auszuladen… nicht nachkommen“. „Wir wollen mit ihnen sprechen, nicht über sie“, erklärte Köttering dazu. „Natürlich werden wir die Zeit nutzen, um die documenta aufzuarbeiten. Dafür ist der zeitliche und räumliche Abstand, das Eingebundensein der Kuratoren in das künstlerisch und theoretisch diverse Netzwerk der Hochschule sicherlich hilfreich“. Dem Protest schloss sich allerdings auch die Jüdische Gemeinde Hamburg an. „Wer nach mehrmonatiger Dauer auf der documenta gezeigt hat, dass er von antisemitischen Gedanken überhaupt nicht ablassen will, der hat an einer öffentlichen Hochschule in Deutschland nichts zu suchen.“, schimpfte der Vorsitzende Michael Fürst. Wie „Die Welt“ berichtet, gerät allerdings auch Senatorin Fegebank unter Beschuss. So forderte z.B. MdB Rita Schröder (FDP): „Fegebank muss nun darlegen, wann sie von der Gastprofessur erfahren hat und in welcher Form sie auf die Entscheidung eingewirkt hat“. Stefan Hensel, ehrenamtlicher Antisemitismus-Beauftragter der Hansestadt Hamburg, stellte angesichts der Diskussion über die anti-israelische Boykottbewegung BDS klar: „„Jeder Israeli, der an unsere Hochschulen kommt, muss unbehelligt dort lernen und sich hier entfalten können.“

Dazu in Band 283 erschienen:


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