Hermann Nitsch gestorben
Hermann Nitsch, Maler und Aktionskünstler, starb im Alter von 83 Jahren in einem Krankenhaus in Mistelbach in der Nähe von Wien. Ende der 1950er Jahren entwickelte er erste Ideen für sein „Orgien Mysterien Theater“ als Gesamtinszenierung mit Aktionsmalerei, Theater und Musik. Den Malprozess begriff er dabei als Inbegriff der Passion. Weil er für seine Aktionen mit Blut, Gedärmen und frisch geschlachteten Tieren von den österreichischen Behörden massiv angegriffen wurde, ging er 1968 vorübergehend nach Deutschland. Obwohl es bei Nitschs Aktionen sehr ritualisiert und sakral-feierlich zuging, blieb er für viele auch Jahre später noch ein Bürgerschreck: „Blutorgie in Kölner Kirche“ titelte der Kölner „Express“ noch Ende der 1990er Jahre nach einem Auftritt in der Trinitatiskirche, wo Nitsch mit dem Saft ausgepresster Früchte und anderen Malmitteln Schüttbilder produzierte und das Publikum auforderte: „Schauen’s zu, wie das langsam trocknet“. 1971 erwarb Hermann Nitsch Schloss Prinzendorf, wo er 1998 erstmals sein „Sechs Tage“-Spiel aufführte als ein „ästhetisches ritual der existenzverherrlichung“. Eine Neurealisierung war für 2021 geplant, musste aber coronabedingt verschoben werden und wurde erst wenige Tage vor seinem Tod für den 30. und 31. Juli 2022 angekündigt, in reduzierter Form als Zwei-Tage-Spiel. Die Idee zu einer sechs Tage und sechs Nächte dauernden Aktionsarbeit reicht bis ins Jahr 1957 zurück: „Die Länge steht in Analogie zur Schöpfungsgeschichte und versteht sich als Erweiterung aller monumentalen Kunstwerke.“
Dazu in Band 73 / 74 erschienen: