Hegel-Hooligans
Deutsche Rabauken grölten ihre Parolen mit dem Vorzeigen der Reichskriegsflagge, russische Schlägertrupps prügelten sich mit englischen Krawallbrüdern: die Fußball-Europameisterschaft in Frankreich in diesem Sommer wurde durch teilweise schlimme Ausschreitungen von Hooligans überschattet. „Schwachmaten-Hooligans“ nennt der Bochumer Künstler Matthias Schamp diese Zeitgenossen, denen es vornehmlich um das ungehemmte Ausleben ihrer Aggressionen geht. Nicht ungestüme rohe Körperkraft, sondern philosophischer Geist sollte indes nach außen getragen werden, als Schamp mit einigen Gesinnungsgenossen in typischer Fan-Kostümierung vor der Ruhr-Universität Bochum aufmarschierte und Hegel-Zitate skandierte: „In einer Zeit, die sonst nur physische Leistungen frenetisch bejubelt, wurde mit der Aktion ein Zeichen gesetzt: Wenigstens einmal sollte eine geistige Leistung ebenso lautstark gefeiert werden. Hierfür steht exemplarisch der Philosoph Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770-1831), der den Widerspruch zum Grundprinzip erhob.“ Die Aktion der Künstler-Hooligans wirkte so echt, dass sogar die örtliche Polizei aufmarschierte. In der Bochumer Universität befindet sich das Hegel-Archiv.