HA Schult: Wertgigant in Düsseldorf
Eine sechs Meter hohe Skulptur aus dem Elektroschrott von alten Staubsaugern, Mikrowellen, Waschmaschinen oder auch Laptops stellt der Aktionskünstler HA Schult am 26. November 2021 als „Wertgigant“ vor dem Düsseldorfer Landtag auf: Gigantisch ist der Schrottwert in der Tat, denn die Skulptur wiegt eine Tonne – und eine solche Tonne Elektromüll hinterlassen alle deutschen Haushalte alle 72 Sekunden, hat Schult ausgerechnet. Der Künstler begreift sein Projekt als „Mahnung an unsere Wegwerfgesellschaft“, die zwar gerne in der Theorie mehr Nachhaltigkeit einfordert, im eigenen Lebensbereich jedoch ihr Konsumverhalten nicht ändert. Eine Generation, die nicht mehr mit der Mangelwirtschaft in der westdeutschen Nachkriegszeit oder bis weit in den 1980er Jahren in der DDR aufgewachsen ist, wo damals nichts weggeworfen wurde, was man noch hätte gebrauchen können, ist irritiert, wenn heute in Krisenzeiten globale Lieferketten unterbrochen werden, da sie daran gewöhnt ist, das alles immer verfügbar ist und nach Gebrauch entsorgt und sofort ersetzt werden kann. Im November 2021 will Schult seinen Wertgiganten auch in Berlin präsentieren; avisisiert sind außerdem noch andere Orte. HA Schult macht seit gut 50 Jahren die Müllproblematik zum Thema seiner Aktionen: er entwendete 1974 in München die Mülltonne von Franz Beckenbauer und stellte dessen Küchenabfälle aus. Zur documenta 1977 übertrug die „Tagesschau“ live aus New York eine Schult-Aktion, bei der er ein Flugzeug über einer Müllkippe abstürzen ließ. 1983 vermüllte Schult mit seiner Aktion „Now!“ die Washington Street in New York, indem er dort 300.000 zerknüllte Exemplare der „New York Times“ auslegte.
Dazu in Band 4 / 5 erschienen: