HA Schult: Streit um Müllhaus

29. Juli 2016 · Aktionen & Projekte

Wenn der Aktionskünstler HA Schult seine spektakulären Projekte in die Tat umsetzen will, ist oftmals Zoff mit den Lokalpolitikern vorprogrammiert. Über sein goldenes Flügelauto auf dem Denkmal des Kölner Zeughausturms stritt er sich damals jahrelang wortgewaltig mit dem früheren Regierungspräsidenten Franz-Josef Antwerpes herum– sehr zur Freude des Publikums, das in der Domstadt immer dankbar ist, wenn das wahre Leben manchmal wirklich einem Schwank im Millowitsch-Theater gleicht. „Der Antwerpes ist doch erst durch mich berühmt geworden“, ist noch Jahre später Schults feste Überzeugung. Als es ebenfalls Streit um den Verbleib von HA Schults Weltkugel-Skulptur auf dem Pylon der Severinsbrücke ging, drohte der Künstler instinktsicher an: „Dann gehe ich eben nach Düsseldorf!“ Kölns Stadtobere lenkten daraufhin ein, denn der ungeliebten Nachbarstadt hätten sie solch ein Kunst-Spektakel dann lieber doch nicht gegönnt. Die “Weltkugel” ist heute weithin sichtbar auf einem Versicherungsgebäude am örtlichen Zoo montiert. Jetzt will Schult auf der Deutzer Werft am Rhein, wo sonst zweimal im Jahr eine Kirmes und im Sommer das Deutzer Schützenfest stattfinden, eine temporäre „Casa Colonia“ bzw. „Casa Utopia“ errichten: ein zwölf Meter langes und zehn Meter hohes Fertighaus, dessen Fassade mit Bildern von Müll tapeziert ist. Der Stadt entstehen keine Kosten – Einnahmen aus Sponsoring und Merchandising will Schult hingegen für Arme und Obdachlose spenden. Bezirksbürgermeister Andreas Hupke (Grüne) unterstützt die Idee („HA Schult ist ein Künstler von Weltgeltung“), doch aus dem Kunstbeirat für den Rat der Stadt Köln wurde Widerstand gegen das Projekt signalisiert. HA Schult mokiert sich darüber: „Im Kunstbeirat sitzen drei liebenswerte, aber unbedeutende Künstler und ein arbeitsloser Architekt. Und die entscheiden, was dem Kulturausschuss als Kunst vorgelegt wird? Grotesk! Das ist wohl eher Zensur.“ Um den Kunstbeirat und den Kulturausschuss zu unterlaufen, ließen sich Schult und Hupke daher eine „typisch kölsche Lösung“ einfallen: notfalls werde er das Haus am Werftufer eben nicht als Kunstprojekt, sondern als ein „sozial-ökologisches Projekt“ umsetzen, kündigte Schult an. Dann trete er eben nicht als Künstler, sondern als Sozialarbeiter auf, und für derlei Aktivitäten sei der Kulturausschuss gar nicht zuständig.


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