HA Schult: Runder Geburtstag
HA Schult feierte seinen 80. Geburtstag. Der „Macher“ (Schult über Schult) ist einer der ersten Künstler, der sich schon um 1970 mit Umweltthemen beschäftigte. Im Museum Schloss Morsbroich Leverkusen zeigte er 1969 „Biokinetische Situationen“ – eine Prozesskunst mit Bakterien-und Schimmelkulturen, die sich verändern. Immer wieder ging es um Müll und den Autowahn: Schult stellte 1974 die Hausmülltonne von Franz Beckenbauer aus (auf dem Kunstmarkt sei das Werk mit 12.000 Mark notiert worden, staunte der „Spiegel“ damals), und als er den Markusplatz von Venedig 1976 vollständig mit Zeitungspapier eindeckte, versprach HA Schult, hinterher wieder alles säuberlich einzusammeln – lange, bevor es Recylingcontainer für Papierabfälle gab. Zur besten Sendezeit übertrug die „Tagesschau“ live, wie Schult als seinen Beitrag zur Documenta 1977 über einer New Yorker Müllhalde ein Flugzeug abstürzen ließ. Legendär ist seine „Rallye“ 1970, als er einen Monat lang jeden Tag 1.000 km mit einem Citroën 2 CV zwischen München und Hamburg hin und her fuhr. Jeden Abend wurde am Ziel die Windschutzscheibe mit dem Fliegendreck ausgewechselt und anschließend im Kunsthandel als Multiple angeboten. Als Schult 1989 seine Aktion „Fetisch Auto“ in Köln durchführte und eine seiner Skulpturen anschließend als goldenes Flügelauto auf dem Zeughausturm installierte, stritt er sich jahrelang mit dem Regierungspräsidenten Franz-Josef Antwerpes herum, weil dieser auf eine Entfernung wegen Verstoßes gegen das Denkmalschutzgesetz pochte. Das lokale Publikum hatte seinen Spaß an dem burlesken Streit, und das Boulevardblatt „Express“ enthüllte nun, Schult und Antwerpes hätten sich erst sehr viele Jahre später im Kölner Karneval bei einem Glas Kölsch wieder versöhnt. Seinen runden Geburtstag feierte Schult jetzt in Italien – dort baut er in diesen Tagen seine Müllmenschen-Armee mit Figuren aus Blechabfällen am Drehort des neuen James Bond-Films auf.
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