Grünau/Leipzig: Raster-Beton
Plattenbauten gelten als Inbegriff für gestaltungsarme triste Großsiedlungen. Die Bauweise einer Montage aus Betonfertigteilen ist aber keine Erfindung der Ostblock-Architekten der 1950er Jahre, sondern erste Gebäude entstanden nach diesem Prinzip, das der Architekt Grosvernor Atterbury entwickelte, bereits 1910 im New Yorker Stadtteil Queens, und in Deutschland um 1925/26 in Frankfurt/Main und in Berlin-Friedrichsfelde. Erst 1976 wurde dann in Grünau/Leipzig die größte Plattenbausiedlung der DDR aus dem Boden gestampft. Zum 40jährigen bestehen dieser Siedlung hat die Berliner Bildhauerin Folke Köbberling im Rahmen von „Raster Beton“ eine „zeitgenössische Interpretation“ einer solchen Plattenbaufassade in Wachs vorgenommen. Auf der Wand eines ehemaligen „Konsum“-Ladens hat sie ein Raster angelegt, „das die Plattenbaufassade und den häufig angewandten Dekor aus Betonformteilen, ein typisches Element der DDR-Moderne, zitiert. Inspirationen aus der Ornamentik mit Referenzen zu verschiedenen Kulturen und Traditionen sind in die Entwicklung der Formensprache eingeflossen. Die Herstellung erfolgte als gemeinsamer Prozess mit den Anwohner_innen und Neuankommenden. Maßgeblich ist der Faktor Zeit. Über mehrer Monate hinweg wird sich das Material verformen, Hitze und Regen werden sich einschreiben, Spuren von fremden Gegenständen oder Händen werden sichtbar und gleichfalls in den Prozess des Verfließens eingebunden.“