Gerichtsendscheid in Görlitz: Kunstwerk darf abgebaut werden
Görlitz begreift sich als Filmstadt, und so hatte der Kulturbürgermeister Michael Wieler „als eine von neun weiteren für die Görlitzer ART 2021/2022“ auch eine Installation von Lisa Maria Baier ausgewählt, die „als Hommage an die Filmstadt Görlitz gedacht ist“, wie die „taz- Die tageszeitung“ berichtete. Doch was dann geschah, nennt die taz „ganz mieses Kino“, denn die Stadtoberen fürchteten Ärger mit der polnischen Nachbarstadt Zgorzelec auf der anderen Seite der Neiße. Künstlerin Baier hatte eine Tribüne mit Kinosesseln installiert, dann allerdings diese um Statements gegen das polnische Abtreibungsgesetz ergänzt, das im Nachbarland kürzlich verschärft wurde. Die Jury habe ein konkretes Werk ausgewählt, aber nicht wie vereinbart erhalten, befand Kulturbürgermeister Wieler: die Stadt drängte deshalb auf Veränderung oder Abbau des Werks und bekam vom Verwaltungsgericht recht: die nachträglichen Beifügungen der Künstlerin verletzten den Vertrag zwischen ihr und der Stadt, es gelte der Grundsatz „Pacta sunt servanda“ (Verträge müssen eingehalten werden). „Ich habe gegen den Beschluss des Verwaltungsgerichts Einspruch eingelegt. Ab heute darf die Stadt das Kunstwerk abbauen, jedoch gibt der Widerspruch dem Abbau einen Aufschub“, erklärt Künstlerin Baier: „Es geht um die Kunstfreiheit, aber es geht auch um Misogynie. Die Machtverhältnisse sind ungleich…“ Für die Stadt Görlitz und ihre Bemühungen um eine Imagepflege als eine Art sächsisches Hollywood wirkt der Streit in der Tat ziemlich provinziell und peinlich.
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