Gerhard Richter protestiert gegen Leverkusener Sparpolitik
Mit klaren Worten protestierte der Maler Gerhard Richter in einem Offenen Brief an den Leverkusener Oberbürgermeister Uwe Richrath gegen Schließungsvorschläge von Wirtschaftsprüfern – betroffen davon ist u.a. das Museum Schloss Morsbroich: „Dieser Vorschlag ist erschreckend!… Das Museum Morsbroich ist eine hoch angesehene Institution. Seine vorbildliche Arbeit wird weit über die Grenzen des Landes hinaus wahrgenommen und geschätzt. Eine öffentliche Sammlung ist keine Geldanlage, die je nach Kassenlage geplündert werden kann. Sie ist ein Stück Kunstgeschichte und repräsentiert das Gedächtnis ihrer Träger.“ 2009 stellte Gerhard Richter seine übermalten Fotografien dort aus. Von einer Schließung und einem möglichen Verkauf der Sammlung wäre auch er persönlich betroffen: „Von meiner Hand befinden sich zwei wichtige Gemälde und zahlreiche Aquarelle, Zeichnungen und Druckgrafiken im Haus. Sie wurden von mir oder von anderen dem Museum überlassen, weil wir davon ausgegangen sind, dass auch in Leverkusen Museumsbesitz als Erbe und Gedächtnis einer Kommune geschützt ist. Es gibt verbindliche internationale Konventionen, die die Bürger vor solchen Übergriffen bewahren sollen.“ Der Hintergrund:eine Überprüfung der Gemeindefinanzen habe ergeben, dass die Stadt Leverkusen seit über zehn Jahren im Kulturbereich über ihre Verhältnisse gelebt habe. Daher soll nun jährlich eine Million Euro eingespart werden, meldete die Leverkusener Ausgabe des „Kölner Anzeiger“. Auf neudeutsch heißt das: der kommunale Kulturbetrieb StadtLev müsse seine „Optimierungspotenziale“ besser ausschöpfen, um die „Konsolidierungsziele“ zu erreichen. Lokale Insider befürchten nun eine mögliche Schließung des Museums Schloss Morsbroich, denn dadurch könne man in der Chemiestadt auf einen Schlag 780.000 Euro einsparen und damit die Sparauflagen um mehr als drei Viertel erfüllen. 400.000 Euro an weiteren Einsparungen erhoffen sich die Prüfer, wenn bei der örtlichen Musikschule festangestellte Musiklehrer durch billige Honorarkräfte ersetzt würden. Ganz geheuer ist den Prüfern ihre Vorschlagsliste freilich nicht, denn vorsorglich notierten sie schon mal: „Es ist davon auszugehen, dass eine Schließung des Museums von Protesten begleitet sein wird“. Die Verwaltung soll nun bis zum 27. Juni 29016 konkrete Vorschläge für die Sparmaßnahmen erarbeiten.