Frieze: In London gehen die Uhren anders
Von Sebastian C. Strenger
Die Londoner Kunstmesse Frieze hat eröffnet und wird bis zum 13. Oktober im Regent’s Park stattfinden.
London ist zwar immer eine Stunde früher als Europa – scheint aber den Anschluss auf dem Parkett der Kunst zu verlieren. Die noch bis kommenden Sonntag laufenden Messen Frieze und Frieze Masters machen derzeit diese schmerzhafte Erfahrung. Nach dem Brexit erlebte die Kapitale an der Themse einen Wegzug bedeutender Galerien hin zur Seine nach Paris. Knapp ein Viertel der Galerien aus dem Vorjahr bleiben der diesjährigen 22. Frieze fern. Zu den rund 170 Galerien zählen nicht mehr so bedeutende Galerien wie u.a. Tanya Bonakdar, Matthew Marks, Casey Kaplan und David Kordansky. Hier wird ersatzweise mit jungen Galerien aufgefüllt, was manches Mal zulasten der Qualität geht. Insgesamt reicht das Programm von den Zeitgenossen bis zur Kunst der Moderne. Der Umstand verwundert umso mehr, da dies in den Zelten auf der Frieze Masters mit überwiegend Kunst des 20. Jahrhunderts und rund 130 Teilnehmer*innen gleich nebenan im Regent´s Park , das Alleinstellungsmerkmal verwässert. Die Verunsicherung aufgrund der aktuellen Krisen und einer sich anbahnenden Rezession befördert auch hier die Kaufzurückhaltung. Dennoch gibt es bereits Gewinner, die am Previewtag mit großen Umsätzen vom Platz gingen, wie Hauser & Wirth mit einer Spinnen-Wandskulptur von Louise Bourgeois, Lisson mit Leiko Ikemura Portraits oder Gagosian mit verkauften Arbeiten von Carol Bove. Wenngleich Eigen & Art der Frieze ebenso den Rücken gekehrt hat, so verkaufte Bastian aus Berlin auf der Frieze Masters erfolgreich amerikanische Kunst. Zuletzt hatte die Galerie ihren aufwendig von David Chipperfield gestalteten Standort in der britischen Metropole aufgegeben, aber vielleicht zieht es die Berliner doch einfach auch nur nach Paris, wie zuletzt Massimo di Carlo oder Pilar Corrias. Dort eröffnet glanzvoll im neu restaurierten Grand Palais in der kommenden Woche die Art Basel Paris (16.-20.10.) – das derzeitige Maß aller Dinge.
www.frieze.com
Dazu in Band 297 erschienen: