Franz Kafka in Berlin
Mehr als 100 Jahre nach seiner Entstehung wird das vollständige Manuskript des” Prozess” von Franz Kafka erstmals in Berlin gezeigt, und zwar im Martin-Gropius-Bau vom 30. Juni bis zum 28. August 2017. In unmittelbarer Nähe stand einst das Hotel Askanischer Hof, wo am 12. Juli 1914 Franz Kafka und Felice Bauer über ihre Verlobung sprachen. “Die Idee zu seinem wohl berühmtesten Roman beruhte auf diesem Gespräch, das Kafka wie eine Gerichtssitzung empfand.” Die Verlobung wurde aufgekündigt, und zwei Wochen später erklärte Österreich-Ungarn Serbien den Krieg. Die Versicherungsgesellschaft, für die Kafka arbeitete, stufte ihn als “unersetzliche Fachkraft” ein, so dass er vor einer Einberufung zum Militär verschont blieb. In Prag kümmerte er sich stattdessen um die “Kriegerfürsorge” von Schwerverwundeten; privat wohnte er im Herbst 1914 erstmals außerhalb des Elternhauses in einem eigenen Zimmer, wo er in der Freizeit an “Der Prozess” arbeitete und rasch 200 Manuskriptseiten verfasste, bis Kafka die Arbeit an diesem Roman Anfang 1915 unterbrach und 1916 nur noch kurz wieder aufnahm. Das Werk blieb unvollendet und wurde nach seinem Tod im Jahr 1924 postum veröffentlicht. Mit der Ex-Verlobten Felice Bauer versöhnte er sich im Sommer 1916 wieder bei einem gemeinsamen Aufenthalt in Marienbad. Doch die Beziehung zerbrach erneut, als Frank Kafka 1917 an Tuberkulose erkrankte.