Frankreich: Protest gegen EU-Mehrwertsteuerpolitik
Eine EU-Richtlinie sieht vor, dass ab 2025 in allen EU-Staaten für den Kunsthandel ein einheitlicher Mehrwertsteuersatz von 20 Prozent gelten soll. Davon betroffen ist dann vor allem Frankreich – dort gilt derzeit für Bilderverkäufe aus Galerien ein Steuersatz von nur 5,5 Prozent. In Deutschland hingegen wurde schon vor Jahren die Mehrwertsteuer von 7 auf 19 Prozent angehoben. In Frankreich regt sich gegen die EU-Richtlinie nun Protest, uns zwar in seltener Einmütigkeit zwischen den Kunstschaffenden: „Es ist selten, dass sich Bildhauer, Malerinnen, Videokünstler zusammentun“, stellte „Die Welt“ über einen Zusammenschluss von 120 Künstlerinnen und Künstlern zu einer Protestinitiative fest. Zu dieser Initiative gehören u.a. Sophie Calle, Annette Messager, Zineb Sedira oder auch Daniel Buren. Sie fordern eine „kulturelle Ausnahme“ ein, wie sie in Frankreich z.B. für die Filmwirtschaft, Theater oder den Buchmarkt bereits gilt. „Auf einem ‘globalisierten Kunstmarkt’, wo sich Werke zum selben Preis in Paris, Brüssel, London, Hongkong oder New York verkaufen, würde die Explosion der Mehrwertsteuer wie eine Bremse des Kunstmarktes wirken und den Markt ‘austrocknen’, warnen die Künstler“. Auch in machen Galerien befürchtet man eine solche Preisexplosion, durch die manche Käufer*innen sich dann lieber außerhalb Frankreichs mit neuen Sammlungsstücken eindecken. „Wenn wir uns alle in der EU den 20 Prozent beugen müssen, würden davon nur Großbritannien und die Schweiz profitieren. Beide können ihre Mehrwertsteuer frei bestimmen und den europäischen Kunstmarkt in die Knie zwingen“, beklagt sich z.B. der Galerist Emmanuel Perrotin. In den Galerien und Auktionshäusern hofft man nun, dass Gabriel Attal, stellvertretender Minister für Finanzen, und die Branchenlobby bis zum Sommer 2023 eine Lösung aushandeln, „wie die europäische Direkte übersetzt werden kann“.