Florian Pronold verzichtet auf Bauakademie-Leitung
Florian Pronold, als SPD-Politiker bislang Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesumweltministerium, verzichtet auf die Leitung der Berliner Bauakademie. Gegen seine Berufung hatten 160 Architekten und Museumsfachleute protestiert. Er sei für dieses Amt „nicht qualifiziert“, zudem habe es dem Berufungsverfahren „an Transparenz gemangelt“. Dass Politiker in die Wirtschaft oder zu Lobbyverbänden wechseln wollen und dabei in Interessenkonflikte geraten können, solange sie noch in ihrem alten Amt sind, hatte schließlich 2015 dazu geführt, per Gesetz eine Karenzzeit einzuführen. Regierungsmitglieder müssen seitdem nach dem Ausscheiden aus ihrem Amt eine Auszeit von einem Jahr einhalten; im Falle Pronold empfahl das Karenzzeit-Gremium der Bundesregierung, dass er erst frühestens nach fünf Monaten im August 2020 den neuen Job hätte annehmen dürfen. Doch das hätte den Start der Bauakademie in ihrer Gründungsphase unangemessen verzögert. Nicht nur wegen dieser Verzögerung, sondern auch aufgrund des öffentlichen Wirbels sah sich Pronold letztlich zum Rückzug gezwungen – zwei unterlegene Mitbewerber hatten beim Arbeitsgericht eine Klage eingereicht, und das Gericht gab im Januar 2020 zunächst einem der Kläger, nämlich dem Kasseler Architekturprofessor Philipp Oswalt, recht und stoppte das Auswahlverfahren; der zweite Kläger wurde wenige Tage später allerdings abgewiesen. „Für dieselbe Sache liegen jetzt zwei unterschiedliche Entscheidungen vor“, stellte der Förderverein für die Schinkelsche Bauakademie e.V. irritiert fest. Für den Wiederaufbau der Schinkelschen Baukakademie zwischen Werderschem Markt und Kupfergraben hat der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages 62 Mill. Euro bewilligt. Träger ist eine Bundesstiftung Bauakademie. Was nach den Beschädigungen im Zweiten Weltkrieg vom alten Akademiegebäude an dieser Stelle noch übrig war und zaghaft repariert wurde, riss man 1962 ab, um auf dem Grundstück das DDR-Außenministerium anzusiedeln, dessen Bau seinerseits 1995/96 abgerissen wurde, um den historischen Stadtgrundriss rekonstruieren zu können. Mit dem Baubeginn für die Neue Bauakademie dort wird nach den Querelen um Florian Pronold wohl frühestens in der zweiten Jahreshälfte 2020 oder erst 2021 zu rechnen sein.