Florenz: Accademia-Direktorin vorzeitig gekündigt

1. September 2019 · Personalien

Cecilie Hollbergs Vertrag als Museumsleiterin der Galleria dell’Accademia in Florenz lief eigentlich noch bis November 2019, wurde jedoch schon im August 2019 vorzeitig gekündigt. Als offizieller Grund wird die geplante Eingliederung der Galleria in die Uffizien genannt, wodurch die zusätzliche Leitungsposition wegfällt. 15 Museumsdirektoren unterzeichneten eine Erklärung, mit der sie sich hinter ihre Kollegin stellen und die Entscheidung als „zutiefst bedauerlich“ beurteilen. „Rauswurf auf italienisch“ titelte die „Braunschweiger Zeitung“, und dieser Rauswurf habe kulturpolitische Hintergründe: die jetzt nach dem Rücktritt von Premierminister Conte auseinander gebrochene Regierung aus Rechts- und Linkspopulisten will die Reformen des Museumswesens der sozialdemokratischen Vorgängerregierung wieder zurück drehen. „Man hat den Eindruck, dass der gesamte italienische Museumsbetrieb nun mit Gewalt zentralisiert und vielleicht auch politisiert werden soll“, erklärte Hollberg in einem Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“. Rein rechnerisch ist derzeit im italienischen Parlament nur eine alternative Mehrheit von linker Fünf-Sterne-Bewegung und Sozialdemokraten möglich. Die sozialdemokratische Partito Democratico sondiert zur Zeit, ob die Linke „Voraussetzungen für eine Umkehr“ und damit für eine Koalition bietet, doch dabei stehen eher Europa- und migrationspolitische Fragen im Vordergrund, und nicht so sehr die Kulturpolitik. Bei Neuwahlen könnte realistischerweise ein neues Kabinett erst im Dezember vereidigt werden, heißt es. Für Cecilie Hollberg und das gesamte italienische Museumswesen hinterlässt somit die derzeitige (kultur)politische Entwicklung im Land einen Scherbenhaufen, und daran ändert sich auch durch Contes Rücktritt nichts.


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