Expedition Ostexport

Rund zwei Drittel bis drei Viertel der volkswirtschaftlichen Produktion in Deutschland gehen in den Export. Das Land gilt als „Exportweltmeister“, und dies manchmal zum Verdruss der europäischen Nachbarn, die selber gerne mehr exportieren würden und dann eine Korrektur in der Wirtschaftspolitik fordern, die Bundesregierung solle mehr unternehmen, um die Binnennachfrage zu stärken. Die Öffnung der Grenzen Anfang der 1990er Jahre bedeutete für die westeuropäischen Länder auch eine Öffnung neuer Märkte im Osten. Die derzeitige Krise in der Ukraine und das diplomatische Gezänk darum in Moskau, Washington, Brüssel und Berlin hat nicht nur etwas mit geostrategischem Hegemonialdenken, sondern auch damit zu tun, sich Zugang zu den Märkten dort zu erhalten oder zu schaffen. Wie schwierig die Balance zwischen dem Wunsch nach innenpolitischer Stabilität und der grenzenlosen Reisefreiheit ist, erleben wir in diesen Tagen, in denen Ungarn seine Grenze wieder abgeriegelt hat, um den Zustrom von Flüchtlingen zu stoppen. Vor diesem zeitaktuellen politischen und ökonomischen Hintergrund machte sich der Künstler Christian Schnurer als „Exportweltmeister“ gen Osten auf. Seine „Expedition Ostexport“ führte ihn von Wien aus über Bratislava und Budapest nach Kiew. Schnurer: „Mein Ziel ist es, die neu errichteten Barrieren an den Grenzen Europas zu überqueren und mit dem Mittel der künstlerischen Aktion brennende Fragen zu Nationalismus und Imperialismus, Militär und Kapital, Freiheitsliebe und Heimatschutz zu stellen – ein Viertel Jahrhundert nach dem Fall der Mauer“. Das Projekt ist dokumentiert unter www.ostexport.eu.