Expedition nach Xanten

Die Landschaft am Niederrhein ist flach wie im benachbarten Holland, im Herbst und Winter oft nebelverhangen: hier legten die Römer vor 2.000 Jahren ein Lager für ihre Legionäre an, aus dem sich später die Stadt Xanten entwickelte. Nach der Nibelungensage erblickte der Germanen-Recke Siegfried in Xanten das Licht der Welt, und das mittelhochdeutsche Annolied führt die Gründung Xantens gar auf die nach der Niederlage im Trojanischen Krieg geflohenen Trojaner zurück. Um die Altstadt mit ihren gedrungenen Backsteinbauten ranken sich also allerlei Sagen und Legenden, und so unternahm der Berliner Künstler Hans Winkler im Rahmen von „Urbane Künste Ruhr“ eine „Expedition nach Xanten“ – eine Forschungsreise „in die antike Vergangenheit zu Römern und Batavern, zu Brot und Spielen, bacchantischen Gelagen und Reiterritualen. Dabei werden beiläufig subversiv die Perspektiven verschoben und scheinbare Gewissheiten in Frage gestellt: Welchen historischen und touristischen Blick haben wir auf diese Epoche und ihre Spuren? Wie ist dieser durch unser heutiges Leben beeinflusst? Oder wie wird unsere eigene Kultur in Zukunft überliefert und musealisiert?“ In den Katakomben der Arena von Xanten ließ Winkler z.B. Soundpassagen von Federico Fellinis Film „Satyricon“ (1969) erklingen. Als Reflex auf den Hollywoodstreifen „Ben Hur“ mit der berühmten Szene eines römischen Wagenrennens wählte Winkler im nahen Dinslaken die Trabrennbahn als Abspielort für diesen Film: der Ton war über die Stadionlautsprecher zu hören, die Filmausschnitte strahlten 30 Monitore aus, wobei „dieses Rennen parallel zu aktuellen, nationalen und internationalen Rennen zu sehen war.“