„Evaporating Suns“ - Mythen in der Golfregion in Basel
„Verdampfende Sonnen“ – unter diesem Titel vereint die Kuratorin Munira Al Sayegh zusammen mit der Projektleiterin Verena Formanek dreizehn junge Künstler*innen der Golfregion in der Kulturstiftung Basel H. Geiger. Ihr gemeinsames Thema sind Mythen – der Titel benennt den Moment des Sonnenuntergangs, des Übergangs und der Umwandlung.
Fernab der Klischees von „Tausendundeine Nacht“ greifen die Künstler*innen hier meist mündlich überlieferte Erzählungen ihrer Heimat auf. Mashael Alsaies wunderschöne Glasobjekte, in denen kostbarer Weihrauch eingeschlossen ist, geht zurück auf den Mythos zur Entstehung der Süßwasserquellen auf der Insel Bahrain: Es seien die Tränen einer missbrauchten Frau, sagt die Geschichte. Alaa Edris verbindet in 12 thronartigen Holzsesseln mythische Figuren wie die Eule oder den Esel mit der geographischen Vielfalt der Region. Maitha Abdallas entwirft ein apokalyptisches Plateau: Im Gemälde an der Wand tanzen die Figuren fröhlich. Im Raum davor erstarren Tierfiguren in einem Moment großer Dramatik: Das Schwein – Inbild für Religion – scheint den Hahn – der für Widerstand steht – unterdrücken zu wollen. Währung Abdullah AlOthman in seiner „Legend of Zahwa“ mit Fabelwesen zwischen Schlange und Gazelle die Entstehung von Mythen erkundet, lässt Farah Al Qasimi in einer filmischen Horrorkomödie den Geist Dschinn herumstreifen. Sie erzählt von einer Suche nach Traditionen, die durch die Modernisierung verloren gehen – es ist eine Balance zwischen der Kritik am Verlust von Geschichte und der Lust am Neuen. Saif Mhaisen dagegen fragt mit seinem zusammenmontierten Doppelportrait – in traditioneller und in westlicher Kleidung – nach den Kriterien für soziale Korrektheit. Ohne Information sind die meisten Beiträge nur ungenügend zu verstehen. Mit dem Hintergrundwissen dagegen lernen wir hier viel über eine Region, der im Westen noch immer mit viel zu vielen Klischees begegnet wird. (SBV)