"Erste positive Signale": Rekord bei Spitzweg-Auktion
„Erste positive Signale für einen wieder erwachenden Kunstmarkt“ registrierte Katrin Stoll vom Münchener Auktkionshaus Neumeister bei der Versteigerung von Schmuck und Alter Kunst just in jenem Moment, als sich die Ministerpräsidenten auf ein schrittweises Lockern der Anti-Corona-Maßnahmen einigten. Eine Spitzweg-Sonderauktion brachte ein Gesamtergebnis von 998.220 Euro für acht Lose, darunter allein 698.000 Euro für das Gemälde „Justitia“ (1857). Carl Spitzwegs (1808-1858) Bild ist mit den Maßen 49 x 27 cm nur etwas größer als ein DIN A3-Blatt. Als der jüdische Geschäftsmann Leo Bendel, Generalvertreter einer Tabakfirma, 1937 nach Wien emigrieren musste, zahlte ihm die Münchener Galerie Heinemann dafür 16.000 Reichsmark. Ein Jahr später wurde die Galeristin Franziska Heinemann (1882-1940) von der Gestapo verhaftet, ihr Sohn Fritz musste in die Schweiz emigrieren; die Galerie wurde 1938/39 enteignet und „arisiert“. Spitzwegs Bild gelangte für 25.000 Reichsmark in den Besitz der Kunsthändlerin Maria Almas-Dietrich (1892-1971), die zu den wichtigsten Kunstlieferanten Adolf Hitlers zählte – sowohl für dessen Privatsammlung als auch für das geplante „Führermuseum“ in Linz. Das Bild kam dann 1961 in den Besitz des Bundespräsidialamts in Bonn. Die Erben Bendels kümmerten sich 2006 um eine Restitution, doch erst nach einem Pressebericht in der Zeitschrift „Cicero“ stimmte das Bundesfinanzministerium 2007 einer Rückgabe an die Erben zu. Es wurde jetzt für eine deutsche Privatsammlung ersteigert.