Eklat um Verschiebung von Philip Guston-Ausstellung
Angesichts der aktuellen Antirassismus-Debatten empfinden vier Museen in den USA und London es als zu heikel, derzeit eine Wanderausstellung mit Werken des Malers Philip Guston (1913-1980) durchzuführen. Die Wanderausstellung sollte eigentlich nach einer coronabedingten Verschiebung 2021 stattfinden, doch die National Gallery in Washington, das Museum of Fine Arts in Boston, die Tate Modern in London und das Museum of Fine Arts in Houston entschlossen sich für eine Verschiebung auf 2024. Stein des Anstoßes: 24 Gemälde in der geplanten Ausstellung zeigen vermummte Ku Klux-Klan-Gestalten. Guston stammte aus einer russisch-jüdischen Familie, die 1905 vor den Pogromen aus Odessa geflohen war. Der linksliberal orientierte Maler schuf ab 1931 politisch-kritische Kunst: ein Wandbild in Los Angeles, das einen Justizskandal mit schwarzen Jugendlichen im Jahr 1931 thematisierte, wurde damals von der Polizei verunstaltet. 1933 porträtierte er Klu Klux-Klan-Mitglieder, die als Streikbrecher auftraten – Klan-Mitglieder drangen anschließend in die Ausstellung ein und zerschlitzten zwei Leinwände. Die Museumsleitungen befürchten heute, die comicartigen Bilder könnten missverstanden werden und wollen stattdessen abwarten, bis solche Motive von „sozialer und racial justice eindeutiger interpretiert werden“ könnten, zitierte sie der Berliner „Tagesspiegel“. Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ moniert „die Ängstlichkeit der Museen“, aber schon 2016 hatte der Autor Gunnar Luetzow angemerkt: Gustons „Verständnis künstlerischer Freiheit war selbst der Avantgarde zu radikal“.
Dazu in Band 170 erschienen: