Eklat um Absage der Leipziger Jahresausstellung
Eigentlich sollte am 6. Juni 2019 in einer Halle auf dem Gelände der Baumwollspinnerei die 26. Leipziger Jahresausstellung eröffnet werden, doch der Vorstand des Leipziger Jahresausstellung e.V. (LIA) schloss nicht nur den Maler Axel Krause von der Teilnahme aus, sondern sagte wenig später die Ausstellung ganz ab, zudem trat auch noch der Vorstand geschlossen zurück. Im August 2018 hatte sich die Galerie Kleindienst von dem Maler getrennt „weil sie seine politischen Ansichten beziehungsweise öffentlichen Äußerungen ‘weder teilen noch mittragen wollte’, wie Galerist Christian Seyde sagte. Die Galerie Kleindienst hatte daraufhin viel Solidarität aber auch wüste Beschimpfungen bis hin zur Morddrohung erhalten. Krause unterstützt auf Facebook die AfD. Pegida, die AfD und die Identitären nennt er einen ‘zu begrüßenden Beitrag zur Gesellschaft’“ – so die Zusammenfassung des Hintergrunds der Kontroverse in der „Leipziger Volkszeitung“ (LVZ). Für die Ausstellung hatte die Jury 37 Künstler ausgewählt, darunter auch Axel Krause. Ausgerechnet ihn einzuladen hätte jedoch z.B. der Galerist Jochen Hempel „als Affront und Provokation gegen die Galerie Kleindienst und die anderen Spinnerei-Galerien“ empfunden; und wie die LVZ und MDR Kultur weiter berichteten, hätte Hempel „eine Absage der Schau empfohlen… Man fürchtet sich um das Image des überregional bekannten Galeriestandortes“, eine Ansicht, die auch andere Galeristen teilen würden. Diese Absage wurde in der Leipziger Künstlerszene anschließend allerdings mit gemischten Gefühlen kommentiert. So zitiert MDR Kultur die Malerin Yvette Kießling:“… mich schmerzt das sehr. Und es macht mir eben auch gesellschaftlich Angst, dass diese Möglichkeit des Austausches so nicht mehr gegeben sein wird.“ „Entsetzt über die politischen Auseinandersetzungen in der Kunstwelt“ sei auch die Leipziger Künstlerin Nicole Kegel, die von keiner der Galerien vertreten wird und in der Ausstellung eine Chance gesehen hätte, auf ihr Werk aufmerksam zu machen: „Leider geht es auch gar nicht um die Kunst, kein einziger hat über die Qualität der Kunstwerke gesprochen.“ MDR Kultur-Autorin Ulrike Thielmann kommentiert den Streit als eine grundsätzliche Debatte um Kunst- und Meinungsfreiheit: „Der Eklat um die diesjährige Leipziger Jahresausstellung zeigt, dass die aufgeheizte politische Lage im Land immer mehr auf vermeintlich geschützte Räume übergreift – auch auf den ‘Raum der Kunst’. Legitime Meinungsverschiedenheiten eskalieren und werden mit Angst besetzt…“
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