Eine Bilderreise durch die Grand Tour – Gallerie d´Italia, Mailand
Nächstes Jahr finden Biennale Venedig und documenta kurz aufeinander folgend statt – eine „Grand Tour“ für Kunstbegeisterte. Mit diesem Begriff bezeichnen wir eigentlich die Große Reise, die Mitglieder europäischer Herrschaftshäuser ab dem 17. Jahrhundert unternahmen, um in Italien die Kunst und Kultur der Antike zu studieren. Eine großartige Ausstellung in der Mailänder Gallerie d´Italia greift dieses Thema jetzt mit 130 Meisterwerken auf, darunter die Hälfte Leihgaben aus aller Welt. Antike Skulpturen, Ausgrabungen aus Pompeji und Reproduktionen von Monumenten im Eingangssaal geben einen Eindruck jenes ´alten Europas´, das die Reisenden damals in den italienischen Städten suchten. „Rom war wie eine große Werkstatt“, beschreibt Co-Kurator Stefano Grandesso die Situation damals: Für die Reisenden wurden Souvenirs angefertigt, Kopien, aber auch Luxusversionen wie Vasen oder Steintischplatten mit Intarsien. Vor allem aber florierte der Kunsthandel, zunächst vor allem Landschaftsbilder, Städte/Architekturen, bald Portraits – Pompeo Batoni gilt als Erfinder von Touristenportraits, von ihm sind vier bedeutende Werke ausgestellt: In stolzer Pose lehnen sich englische Adelige mit Hut und Hund an Fragmente antiker Architekturen. Die Suche nach einer Idealschönheit wie sie etwa in der grandiosen Adonis-Skulptur von Antonio Canova gefunden wurde wird im 19. Jahrhundert von romantisierenden Szenen der römischen Bevölkerung als Nachfahren des alten Reichs abgelöst. Statt des Studiums der Fundamente der europäischen Kultur verschiebt sich der Fokus auf Darstellungen „sentimentaler Abenteuer“ (Wandtext) und dionysischen Tanz. (SBV) Gallerie d´Italia, 19.11.2021-27.3.2022; https://www.gallerieditalia.com/