Düsseldorfer Galerien in Aufruhr

7. September 2017 · Galerien & Auktionshäuser

Düsseldorfs Kulturszene ist „in Aufruhr“, stellte die „Rheinische Post“ fest: Streitpunkt ist das „Photo Weekend“, das seit 2012 immer im Februar stattfindet und mittlerweile bis zu 100.000 Besucher anlockt. Gründer ist Werner Lippert, seinerzeit Chef des NRW-Forums. Nach dessen Ausscheiden übernahm 2014 die Galeristin Clara Maria Sels die Leitung; die ersten drei Jahre sogar ohne Honorar, seit 2015 mit einer Aufwandsentschädigung in Höhe von 15.000 Euro. Der Streit begann, als Düsseldorfs Kulturdezernent Hans-Georg Lohe (CDU) den städtischen Zuschuss für dieses Foto-Festival der lokalen Museen und Galerien von 75.000 auf 140.000 Euro nahezu verdoppeln wollte, und dabei sollte auch die Organisatorin Sels mit künftig 29.000 Euro für ihre Mühen entschädigt werden. Dem OB Thomas Geisel (SPD) indes erschien Lohes Verwaltungsvorlage zur Etaterhöhung „nicht plausibel“, und er ordnete sogar an, die Veranstaltung wieder wie früher dem NRW-Forum anzugliedern und die Leitung Lipperts Nachfolger Alain Bieber zu übertragen. Clara Maria Sels fühlt sich düpiert und ausgebootet, und der Krach eskalierte, als der NRW-Forums-Chef Bieber von Sels die Überlassung von Accounts für den Mailverkehr forderte, und ihr vorwarf, sie nutze den Account, um von ihr vertretene Künstler zu bevorzugen. Dann wurden auch noch Klüngelvorwürfe laut, wie sie eigentlich sonst nur in der Nachbarstadt Köln zur politischen Folklore gehören: der Bürgermeister Friedrich G. Conzen (CDU), der sich für die Galeristin Sels einsetzt, sei gleichzeitig deren Vermieter, so hieß es, und ein Anonymus habe dem OB Geisel gesteckt, der Kulturdezernent Hans-Georg Lohe sei ein Cousin zweiten Grades der Galeristin. Lohe wies entrüstet „jeden Ansatz von Klüngel“ zurück. Zu Wort meldete sich auch der frühere Kulturdezernent Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff (CDU), der 2005 als Kulturstaatssekretär in die Landespolitik wechselte und seitdem seinen Politikerkollegen in der Lokalpolitik heute schon mal rät: „Setzt Euch öfter und vor allem regelmäßiger zusammen und trinkt öfter gemeinsam einen – auch wenn es über den Durst ist“. Diesmal jedoch schlug er nicht vor, bei einem Umtrunk die Wogen zu glätten, sondern warf mit harten Worten dem OB einen „unsäglichen Stil“ vor. Unumstritten ist Clara Maria Sels freilich auch bei ihren Galeristenkollegen nicht: „Tatsächlich hatten sich zuletzt renommierte Galeristen nicht mehr beteiligt. Wie zu hören ist, warf man Sels vor, sie habe sich selbst ermächtigt“, schrieb die Rheinische Post. Doch rund die Hälfte der Düsseldorfer Galerien erklärte sich unlängst mit Sels solidarisch: die 24 Galeristen wollen im Februar 2018 das Photo Weekend weiterhin in Eigenregie abhalten, und dies wie gehabt unter der Leitung von Clara Maria Sels. www.duesseldorfphotoweekend.de


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