Düsseldorf: Streit um zwei Restitutionsfälle
Der Düsseldorfer Kunsthändler Max Stern (1904-1987) wurde 1935 von der Reichskammer der bildenden Künste gezwungen, sein Geschäft innerhalb von vier Wochen zu verkaufen; vom Erlös musste er bei seiner Emigration aus Deutschland die Reichsfluchtsteuer bezahlen. Das Stadtmuseum Düsseldorf zeigt vom 2. September 2021bis zum 30. Januar 2022 die Ausstellung „Entrechtet und beraubt. Der Kunsthändler Max Stern“. Darüber hatte es Irritationen gegeben: Eigentlich sollte die Ausstellung bereits 2018 stattfinden, doch der damalige Düsseldorfer OB Thomas Geisel (SPD) hatte sie wegen seinerzeit aktueller Auskunfts- und Restitutionsersuchen abgesagt. Jetzt findet sie also doch statt; allerdings wollen das kanadische Max Stern Restitution Project, das Zentralinstitut für Kunstgeschichte und die jüdische Gemeinde Düsseldorf sich derzeit nicht mehr daran beteiligen. Einen offiziellen Grund dafür kennt man in Düsseldorf nicht. Möglicherweise spielen aber zwei noch offene Restitutionsfälle dabei eine Rolle: Für das Bild „Die Kinder des Künstlers“ des Malers Friedrich Wilhelm von Schadow (1830) hat das Max Stern Restitution Project ein Restitutionsersuchen reklamiert. Ein bereits restituiertes Selbstporträt von Schadow befindet sich als Dauerleihgabe im Stadtmuseum, darf jedoch in der Sonderausstellung nicht präsentiert werden. Für Schlagzeilen sorgte jüngst auch noch ein anderer Restitutionsvorgang in Düsseldorf: eigentlich wollte die Stadt nach einem Ratsbeschluss Franz Marcs Bild „Die Füchse“ an die Erben des NS-Verfolgten Kurt Grawi (1887-1944) zurück geben. Doch nachdem jemand einen Strafantrag wegen „versuchter Untreue“ gegen die Stadtverwaltung und den Rat stellte, wurde das Vorhaben vorerst gestoppt: erst als die Staatsanwaltschaft feststellte, dass kein „Anfangsverdacht“ vorliegt und die Ermittlungen einstellte, konnte die Stadt die Verhandlungen wieder aufnehmen.
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