Düsseldorf: Stadt will Künstler-Ateliers abreißen

27. April 2023 · Kulturpolitik

„Zwei Künstler aus Düsseldorf-Bilk stehen vor dem Nichts. Ihre Ateliers sollen aus statischen Gründen abgerissen werden“, berichtete die Rheinische Post. Christof Hartmann und Andreas Techler arbeiteten 25 Jahre lang in ihren Ateliers in der Merowingerstraße in einem alten Straßenbahndepot neben der Wagenbauhalle, in der die Prunkwagen für den Düsseldorfer Rosenmontagszug gestaltet werden.

Nun sollten sie zum 30. April 2023 ihre Räume an die Stadt übergeben – zum Abriss. Techler meint allerdings, nur die benachbarte Halle sei instabil; in seinem eigenen Atelier habe er selber die Eisenkonstruktion auf statische Zuverlässigkeit überprüft: „Ich habe mit dem Hammer darauf geschlagen, da ist nichts zerbrochen.“ Bürgermeisterin Clara Gerlach (Grüne) setzt sich vehement für einen Aufschub der Kündigungsfrist ein: „Das Vorgehen der Stadt mag juristisch korrekt sein, ein wertschätzender Umgang mit einem langjährigen Mieter und aktiven Künstler in der Kunststadt Düsseldorf ist das nicht“. Der Düsseldorfer „Express“ beschreibt den 72jährigen Bildhauer Andreas Techler als ein Urgestein der Düsseldorfer Kunstszene, und der Autor dieser Zeilen erinnert sich noch gut daran, wie er und Andreas Techler im Performance-Rahmenprogramm zur Documenta 1987 einen Abend lang die Kasseler Diskothek „New York“ bespielen durften. Ein kurzfristiger Umzug in ein anderes Atelier wäre logistisch nicht möglich, wie Dr. Magdalena Holzhey, Sammlungskustodin und Kuratorin an den Kunstmuseen Krefeld verdeutlicht: Die Halle, die Techler nutzt, „ist nicht einfach nur ein Arbeitsraum oder Lager, das sich beliebig ausräumen und verlagern lässt, sondern ist über die Jahre durch präzise Arrangements zu einem begehbaren Kunstwerk angewachsen – zu einem Speicher, in dem die zahllosen Alltagsgegenstände, die Andreas Techler nach bestimmten Kriterien auswählt und zusammenträgt, eigene skulpturale Qualitäten entwickeln…Es geht hier um nichts weniger als die Zerstörung eines Lebenswerks, das gerade in der so kunstaffinen Stadt Düsseldorf erhalten werden muss…“

Dazu in Band 120 erschienen:


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