Disappearing Berlin
Die Projektinitiative „DISAPPEARING BERLIN“ inszeniert derzeit über ein Jahr Berliner Architekturen und urbane Räume, „die akut vom Verschwinden bedroht sind oder den immer rasanter voranschreitenden Wandel der Stadt verkörpern. Mit Performances, Installationen und Konzerten bewegt sich der Schinkel Pavillon erstmals in den Stadtraum hinein – hin zu Lokalitäten und ikonischen Architekturen, denen Abriss, Privatisierung oder Umnutzung bevorstehen, nachdem sie über Jahrzehnte das Stadtbild prägten.“ So wird z.B. „eine Baustelle direkt am Charlottenburger Spreeufer wird zur nächtlichen Bühne für das internationale Tanzkollektiv Young Boy Dancing Group. Steven Warwick inszeniert am Waterloo-Ufer in der Südlichen Friedrichstadt eine Flußüberquerung zum versteckt gelegenen Haus1. Im Bärenzwinger in der historischen Mitte reflektiert Georgia Gardner Gray über die Irrungen und Wirrungen der menschlichen Existenz. Eli Keszlers wilde Percussion-Improvisationen verwandeln das Parkhaus am Kottbusser Tor zum Resonanzraum; Billy Bultheel, der u.a. die Musik zu Anne Imhofs FAUST schrieb, bringt mit Tubas und Tenören das Dach von Álvaro Siza Vierias Bonjour Tristesse Wohnhaus am Schlesischen Tor zum Schwingen….“ Weitere Schauplätze sind ehemaliges DDR-Schwimmbad, eine alte Autowerkstatt oder auch ein Tanzlokal aus vergangenen Zeiten. Wie in vielen anderen Großstädten, so erlebte auch Berlin im östlichen wie im westlichen Teil in der Wiederaufbauphase der 1950er und 1960er Jahre eine aus heutiger Sicht fragwürdige städtebauliche Neuordnung: im Westen entstand die „autogerechte Stadt“ mit breiten Schnellstraßen, im Osten zunächst „Paläste für Arbeiter“ im stalinistischen Kolossalstil und später nüchterne Plattenbauten. Heute indessen „prägt ein zunehmender Wachstums- und Verwertungsdruck das Stadtbild und droht wieder einmal in rasantem Tempo die vielschichtig gewachsenen Fundamente einer Stadt zu zersetzen, deren bewegte Geschichte und komplexe, oft widersprüchliche Textur, sie lange Zeit so einzigartig und anziehend machte.“ An diesen baulichen Brennpunkten setzt das Projekt an: „Performance, Kunst und Architektur treten in Dialog und lassen uns diese besonderen Orte wieder und neu erleben.“ http://www.schinkelpavillon.de
Dazu in Band 130 erschienen: