Deutsche Einheit

6. Oktober 2015 · Aktionen & Projekte

Bereits Ende der 1980er und Anfang der 1990er Jahre führte die Künstlerin Siglinde Kallnbach Performances zum Thema „Neo-Faschismus und Ant-Faschismus“ und „Deutsche Einheit“ durch: eine Aktion mit verschimmelten Würstchen zum „Bürgerfest der Bundesrepublik Deutschland“ 1989 in Kassel brachte ihr Verwünschungen aus der rechtsradikalen Szene ein; ihr Performance „Das Lied der Deutschen“ im gleichen Jahr mit einem Wellensittich als Mitakteur hatte ein aufsehenerregendes Gerichtsverfahren zur Folge, weil der Vogel in Eipampe getaucht wurde. In zwei Instanzen erzielte Siglinde Kallnbach jedoch 1990 einen Freispruch, weil das Gericht ihr attestierte, die Performance sei „avantgardistische Kunst und nicht etwa eine Zurschaustellung des Wellensittichs… oder Verdummung des Publikums“, zumal Wellensittich Hansi den Auftritt unbeschadet und putzmunter überstanden hatte. Die Betroffene habe „sich auf ihre Art mit dem Thema“ der Nationalhymne auseinandergesetzt, bescheinigte ihr der Richter in der Urteilsbegründung: „… damit greift das Freiheitsrecht des Art. 5 Abs. 3 (GG) und schützt auch die Betroffene als Performancekünstlerin“. Eine hohe Zeitaktualität hätte auch heute – ein Vierteljahrhundert später – immer noch Kallnbachs sechsstündige Performance auf dem Claraplatz in Basel, als sie dort mit zugeklebtem Mund und bewegungslos in einem Eisenkäfig ausharrte. „Damit erinnerte sie als Deutsche im Ausland an die Reichspogromnacht in Hitlerdeutschland und an die überfallenen Asylanten im heutigen Deutschland“, hieß es dazu in einer Ankündigung. Der Galerist Dirk Balke, Organisator der Ausstellung „25 Jahre deutsche Einheit“ mit Thomas Baumgärtel und Harald Klemm in der Ausstellungshalle der Düsseldorfer Künstlerinitiative „Werft 77“, lud die Künstlerin ein, dort zur Finissage dieser Ausstellung am 18. Oktober 2015 eine ihrer „Stückwerk“-Performances zum Thema aufzuführen (ab 14 Uhr, Reisholzer Werftstraße 75-77, Düsseldorf-Reisholz). www.werftart.de


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