"Das kollektive Auge..." Vortrag von Heinz-Norbert Jocks in Kassel
“Das kollektive Auge oder Warum kuratieren im Alleingang unmöglich ist” lautet der Titel eines Vortrags von “Kunstforum”-Autor Heinz-Norbert Jocks, der am 27. September 2021 um 19.30 Uhr im Vorfeld der documenta fifteen in der Kasseler Karlskirche am Karlsplatz stattfindet. “Das Kollektive war lange Zeit ein Schimpfwort. Die ständige Rede vom Künstler als Einzelkämpfer mit Weitblick, der wie ein Seismograph auf gesellschaftliche Verhältnisse reagiert, oder vom abgehobenen, autonomen Genie, das unabhängig von anderen seine Kunst schafft, ließ vergessen, dass nicht nur der Mensch, sondern auch der Künstler und auch der Ausstellungsmacher eine soziales, mit anderen vernetztes Wesen ist. Allenfalls einzelne Künstlerpaare wie Gilbert & George oder Dragset & Elmgreen konnten sich neben Einzelkünstlern in der Kunstwelt durchsetzen. Und auch Ausstellungsmacher, allen voran Harald Szeemann wurden vor allem als Einzelkämpfer gesehen und gefeiert. Das tief verwurzelte Misstrauen gegenüber dem Kollektiven ließ lange Zeit Fragen nach den Vorteilen des kollektiven Handelns und Sehens wie „Was sieht das kollektive Auge, das ein einzelnes Augenpaar nicht erfassen kann?“ erst gar nicht zu: Seit einigen Jahren kündigt sich ein Wendepunkt an, der einen Diskurs über Intersubjektivität ermöglicht. Der epochenmachende Wandel zeigt sich auch darin, dass die documenta fifteen von dem indonesischen ruangrupa artist collective ausgerichtet wird. Die Zahl der Kollektive in Gruppenausstellungen nimmt zu, und auch immer mehr Ausstellungen werden kollektiv kuratiert. Was bedeutet dies für die globalisierte Kunstwelt? Was ändert sich dadurch? Wohin geht die Reise? Inwiefern werden Kuratoren der Globalisierung der Kunstwelt eher gerecht, wenn sie sich ihr kollektiv widmen?”