Daniel Spoerri gestorben
Der Künstler und Begründer der „Eat Art” Daniel Spoerri starb im Alter von 94 Jahren.
Spoerri war gebürtig aus Galati in Rumänien. Als rumänische Faschisten seinen Vater ermordeten, floh seine Mutter mit ihren sechs Kindern in die Schweiz. Daniel Spoerri studierte in Zürich und Paris klassischen Tanz, war in den 1950er Jahren Solo-Tänzer an der Oper in Bern, 1957 dann Regieassistent in Darmstadt. 1960 war er in Paris Mitbegründer der „Nouveau Réalistes“; es entstanden erste Fallenbilder (tableaux piège), auf denen er eine zufällig entstandene Realität von Objekten, z. B. auf dem Tisch eines Banketts, fixierend einfror: er wollte „dem Zufall eine Falle stellen“. Dazu inszenierte Spoerri seine ersten Eat Art-Events. In der Düsseldorfer Altstadt betrieb er das „Restaurant Spoerri“, wo u.a. Tigersüppchen, Löwenbraten und Elefantenrüssel auf der Karte standen. Alles Bekömmliche sei essbar, war sein Credo, Ess-Tabus seien immer nur kulturell bedingt oder religiös begründet. Von 1977 bis 1982 war er Professor an den Kölner Werkschulen; zusammen mit seiner Klasse inszenierte Spoerri im März 1980 einen Monat lang Eat Art-Events im Maison de la Culture von Chalon-sur-Saone (Frankreich). Auch da ging es bisweilen um ein Spiel mit dem Zufall. So wurde z.B. unter 100 Gästen ausgelost, welche Hälfte von ihnen für 100 Francs (damals ca. 30 DM) ein Gourmet-Menü serviert bekam, während die andere Hälfte sich für denselben Preis mit dem Tagesessen aus dem örtlichen Gefängnis begnügen musste. In den 1990er Jahren schuf Daniel Spoerri in der Toskana einen Skulpturengarten, und 2009 gründete er in Hadersdorf am Kamp (Österreich) das Ausstellungshaus Spoerri, wo er auch im benachbarten ehemaligen Kino ein Eat Art-Restaurant einrichtete, das er aber „Ab Art“ nannte. Sein letzter Wohnort war Wien. Er wollte an die Donau zurück, an der er seine Kindheit verbracht hatte, erzählte er einmal, aber nie wieder nach Rumänien.
Dazu in Band 159 erschienen: