Daniel Richter: Kein Problem mit Tomatensuppe

Dass der Maler Daniel Richter sich einst der Hamburger Polit- und Punk-Szene zugehörig fühlte, klingt in manchen Passagen des Interviews nach, das in der aktuellen Ausgabe von “Der Spiegel” abgedruckt ist: Richter widerspricht hier der Ansicht mancher Fachleute in Sachen Konservierung und Restaurierung, dass das Bewerfen von Glasscheiben, die wertvolle Kunstwerke schützen sollen, mit Kartoffelbrei oder Tomatensuppe durchaus zu Schäden führen kann, wenn durch eine winzige Ritze zwischen Glaskante und Rahmen doch Flüssigkeit auf die Leinwand dringt: “Ölgemälde sind quasi unzerstörbar, wie Autolack”, behauptet Richter hingegen. “Kein Problem” hätte er selbst damit, wenn “im Namen des Klimas” solch eine Flüssigkeit auf einem seiner Bilder landen würde: “Tomatensuppe auf einem meiner Bilder können Sie abwischen und fertig”. Auf die Frage, ob er in Lützerath Häuser besetzen würde, wenn er heute jung wäre, antwortet der 60jährige Daniel Richter: “Mir verharrt das alles zu sehr auf der symbolischen Ebene. Das Thema ist ernst, aber der Protest ist nicht immer ernst zu nehmen”. Der Protest dürfte daher ruhig “auch etwas aggressiver werden”, meint Richter, aber genau das hält der grüne Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz Robert Habeck in einem Interview mit “Der Stern” für die falsche Strategie: “Ich verstehe natürlich deren Frust, Zorn, auch die existenzielle Angst. Aber am Ende braucht ein politisches Ziel in einer Demokratie eine Mehrheit. Und dabei helfen Protestformen, die verärgern, nicht wirklich.”
Dazu in Band 163 erschienen: