Cuba im Blick
Als Fotograf und als Sammler von Fotokunst richtet Michael Horbach seinen Blick immer wieder auf Afrika und auf Cuba. Der Bildband, den er selbst mit eigenen Aufnahmen kürzlich herausgab, dokumentiert eine Welt aus der vor-revolutionären kolonial geprägten Ära und aus der Zeit von Fidel Castro, die im Untergehen begriffen ist: für die Restaurierung denkmalwürdiger Barockbauten außerhalb der Hauptstadt fehlte oft das Geld; die Altstadt von Havanna ist allerdings seit 1982 UNESCO-Weltkulturerbe, und sie wurde vorbildlich restauriert: in vielen ehemaligen Kolonialbauten befinden sich heute Museen. Doch bald werden die breiten alten amerikanischen Straßenkreuzer aus den 1950er Jahren aus dem Stadtbild verschwunden sein – die politische (Wieder)annäherung an die USA und der Papstbesuch im vergangenen Sommer dürften eine Signalwirkung für einen Modernisierungsschub haben. Doch „während viele hoffen, der Neuanfang zwischen den USA und Kuba werde den Wandel in dem sozialistisch regierten Land beschleunigen und verbessern, kündigen sich zeitgleich die Schattenseiten des vermeintlichen Fortschritts an“, heißt es in der Ankündigung zu dem dreiteiligen Ausstellungsprojekt, das Michael Horbach jetzt in den Kunsträumen seiner gleichnamigen Stiftung unter dem Titel „Cuba im Blick“ realisiert (8. Nov. bis 31. Dez. 2015). In der Ausstellung „Colimadores“ sind Fotoarbeiten von 28 kubanischen Künstlern zusammen gefasst – Arbeiten, die ästhetisch und zeitgeschichtlich in einem Spannungsfeld von der Revolutionsfotografie nach 1960 und den zeitgenössischen Einflüssen von „Pop, Fotorealismus, Minimalismus, Konzeptualismus und weiteren Bewegungen…“ anzusiedeln sind. „Die zeitgenössische Fotografie zeigt ein Interesse an der Erforschung der Individualität, um das Kollektive, Mystische, Ästhetische, Ideologische und sogar das Politische zu hinterfragen. Die populistischen und versüßten Fotografien der postrevolutionären Etappe, haben einen sozialen, politischen und spirituellen Wandel erfahren…“ In einer weiteren Werkschau dokumentiert Pep Bonet den Kult, den die Afro-Kubaner um den Heiligen San Lazaro zelebrieren. Außerdem ist von Joan Alvado eine fotografische Bestandsaufnahme der kubanischen Landwirtschaft zu sehen. Arbeitstitel: „Seeds of Autonomy“. www.michael-horbach-stiftung.de