Crack Up – Crack Down: 33. Graphik Biennale Ljubljana wird von Slavs & Tatars kuratiert
Als eine der ältesten Biennalen Europas wurde die Ljubljana Biennale 1955 im damaligen Jugoslawien als Forum für Druckgraphiken gegründet. Diese Widmung wird seit einigen Jahren fintenreich außer Kraft gesetzt. Für die diesjährige 33. Ljubljana Biennale wurde das Künstlerduo Slavs & Tatars als Kuratoren bestellt. Sie geben für die 34 KünstlerInnen in neun, über die historische Altstadt verteilten Räumen das Thema ´Satire´ vor. Diese bildsprachliche Methode habe etwas gemeinsam mit Druckgraphiken: einen „very democratic spirit, which painting and sculpture do not. It’s quite cheap and accessible“, erklären sie im Interview mit Artnet. Im Schweizerhaus ist ein Raum dem Kulturwissenschaftler Eduard Fuchs (1870-1940) gewidmet. Hier liegen Exemplare des satirischen „Süddeutschen Postillon“ (1882-1910) aus, dazu Lithographien von Honoré Daumier – Satiren in höchster Qualität. Ganz anders werden die Mittel der Ironie und Übertreibung zur Verspottung mit oft kritischem Anspruch in den zeitgenössischen Beiträgen angewendet. Da versteckt Xiyadie in seinen traditionellen, Idyllen oder Ornamente zeigenden chinesischen Papierschnitten homoerotische Fellatio-Szenen. Nicole Wermers unterwandert den allgemeinen Anti-Raucher-Kurs mit stinkenden Zigarettenstummeln, die in einer Sandlandschaft auf einem fast drei Meter langen Tisch stecken. Honza Zamojski lässt seine von Bruegels „Blindensturz“ inspirierte Gruppe von sechs mit Waffen ausgestatteten, an Marionettenfäden hängenden Kopflosen dem Ende entgegenstürzen. Und Giorgi Xaniashvili schnitzt aus Holzstücken, die von seinen religiösen Skulpturen übrigbleiben, Reliefs voller erotischer Szenen. Eine interessante Lesbarkeit erfährt Lawrence Abu Hamdan durch das kuratorische Konzept: In seinem Video predigt ein Imam lautstark gegen die Lärmverschmutzung in muslimischen Gemeinschaften. Sollen wir Lärm ironisch-metaphorisch lesen? Oft enden wir allerdings auch ratlos bei der Suche des satirischen Gehalts der Beiträge, etwa bei Anna Uddenbergs über die Räume verteilten Skulpturen weiblicher Finger, die als „Verherrlichung des Körpers“ erklärt werden. Aber vielleicht ist das Konzept selbst satirisch zu verstehen, als Übertreibung des kuratorischen Filters, der Ausstellung für alle zugänglich machen soll? Die 33. Graphik Biennale Ljubljana, Crack Up – Crack Down läuft bis zum 29. September 2019. (SBV) www.mglc-lj.si/eng/the_biennial/
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