Buchenwald: Gedenkbäume von Unbekannten geschändet

22. Juli 2022 · Kulturpolitik

In unmittelbarer Nähe zur Nationalen Mahn- und Gedenkstätte Buchenwald sollten sieben Gedenkbäume an 1.600 getötete Kinder und Jugendliche und an sechs namentliche Häftlinge des KZ Buchenwald erinnern, nämlich die deutschen Kommunisten Emil Carlebach, Otto Kipp, Erich Loch, Reinhold Lochmann und August Stötzel, sowie den französischen Flugzeugkonstrukteur und Unternehmer Marcel Dassault. Unbekannte sägten diese Erinnerungsbäume ab. Außerdem wurde auf einem Wegweiser ein Hinweis zerkratzt, der zu den Aschegräber leitet, in denen die KZ-Wächter 1944/1945 die verbrannten Toten aus dem Krematorium einfach abkippten. Die Stadt Weimar hat eine Belohnung von 10.000 Euro für Hinweise zur Aufklärung der Schändung dieses Denkmals ausgesetzt. – Insgesamt sind bisher 168 Buchen entlang des Erinnerungsweges gepflanzt worden. Er verläuft entlang der damaligen Marschroute der Häftlinge, als diese vom KZ Buchenwald ins bayerische KZ Flossenbürg verlegt werden sollten. Kurz vor der Befreiung durch die US Army versuchte die SS 1945, das Lager zu räumen und schickte ca. 28.000 Gefangene auf Todesmärsche. Zum Weimarer Kulturjahr 1999 hatte die Lebenshilfe das Projekt „1.000 Buchen“ initiiert. Weimars Bürgermeister Ralf Kirsten erklärte, man werde die Bäume nachpflanzen, desgleichen auch noch weitere Bäume für die Opfer. Ministerpräsident Bodo Ramelow sicherte zu, das Land Thüringen werde sich an der Neupflanzung beteiligen. Das KZ Buchenwald diente zwischen 1937 und 1945 als Haftlager für Zwangsarbeit. Schätzungsweise 56.000 Menschen kamen dabei zu Tode. „Die ZEIT“ zitiert Christoph Heubner, den Exekutiv-Vizepräsidenten des Internationalen Auschwitz Komitees, mit den Worten, „Überlebende der deutschen Konzentrations- und Vernichtungslager würden die Tat ‘als direkten Angriff gegen alle in den Lagern ermordeten Menschen und als Angriff gegen die deutsche Erinnerungskultur’ empfinden. Solche Attacken seien auch ein Resultat der erinnerungspolitischen Wende, zu der Rechtsextreme in der AfD immer wieder aufriefen“.

Dazu in Band 145 erschienen:


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