Brexit-Migranten
Wie sich Realität und Fiktion gründlich miteinander vermischen lassen, hat das Künstler-Duo Elmgreen & Dragset in Krefeld vorexerziert: dort pries das Schild eines Immobilienmaklers die Bauhaus-Villa Haus Lange zum Verkauf an, und kurze Zeit später war der Text mit dem Hinweis „Verkauft“ überklebt. Passanten seien „irritiert“ gewesen, berichtete die „Rheinische Post“. Wollte die Stadt Krefeld etwa den als Museum genutzten Mies van der Rohe-Bau loswerden? „Es ist toll, dass so eine Aktion in Krefeld machbar ist und es zeigt, dass die Krefelder an der Nutzung des Hauses für die Kunst hängen“, erklärte Museumsleiterin Katia Baudin. Bis zum 27. August 2017 läuft noch das Projekt „Die Zugezogenen“ im Museum Haus Lange – eine komplexe aktionistische Installation der in Berlin lebenden Künstler samt Bildungsbürger-Brockhaus-Lexikon im Bücherregal und einer Puppe, die als Selbstmörder-Leiche im Swimmungpool dümpelt. „Die Zugezogenen“ erzählt die fiktive Geschichte einer Familie, die vor dem Brexit aus England geflohen ist und ein neues Zuhause in Krefeld gefunden hat. Es ist eine Geschichte über das Auseinanderbrechen des alten Europa und seiner Werte: im Kinderzimmer lauern Geier auf dem Geländer des Babybetts, um sich über das Aas her zu machen, das die Identitätskrise durch Entsolidarisierung und Nationalismus hinterlassen hat. www.kunstmuseenkrefeld.de