Bremen: Kunst und Kolonialismus
Fritz Behn (1878-1970) war zu Lebzeiten als Tierplastiker bekannt. Zwischen 1907 und 1910 unternahm er Studienreisen in die damalige Kolonie Deutsch-Ostafrika (heute Tansania); auch noch nach dem Ersten Weltkrieg stellte er sich in den Dienst einer nationalistischen Kolonialbewegung und bescherte der Stadt Bremen 1932 das „Kolonial-Ehrenmal“ in Form eines 10 m hohen Elefanten. Die Hafenstadt Bremen war im 19. und frühen 20. Jh. ein wichtiger Umschlagplatz des Kolonialhandels, und auch „im 1823 gegründeten Kunstverein in Bremen haben diese globalen Verflechtungen Spuren hinterlassen.“ Erforscht wurden diese historischen Bezüge zwischen Kunst und Kolonialismus bislang kaum; erst jetzt untersucht die Ausstellung „Der blinde Fleck“ in der Kunsthalle Bremen (bis 19. November 2017), welche Bezüge zu dieser Historie nicht nur die Werke von Fritz Behn, sondern auch von Paula Modersohn-Becker und Emil Nolde erkennen lassen: „Die blinden Flecke, die dabei sichtbar gemacht werden, thematisieren insbesondere die Darstellung und den Umgang mit dem Fremden in der Kunst und Werbung während der Kolonialzeit. Diese europäischen Sichtweisen in der Sammlung der Kunsthalle Bremen werden mit außereuropäischen, darunter auch zeitgenössischen Positionen der Kunst in Dialog gesetzt.“ www.kunsthalle-bremen.de