Braunschweig: Aufruf zum Rundgang-Boykott
Normalerweise nehmen Kunststudenten gerne die Gelegenheit wahr, sich zum Semesterende beim traditionellen „Rundgang“ oder in der Jahresausstellung einem externen Publikum zu präsentieren – in der Düsseldorfer Kunstakademie z.B. herrscht dann immer ein großer Andrang, und man sieht auch Galeristen die Flure durchstreifen, ob nicht das eine oder andere Talent zu entdecken wäre. Dass hingegen jüngst an der HBK Braunschweig Studenten ihre Kommilitonen zum Boykott des Rundgangs aufriefen ist ein Novum. Stein des Anstoßes ist insbesondere die neue Verfügung, dass die Hochschule Punkt 24 Uhr schließt. Wer dann noch an der Staffelei sitzt, wird von einem Sicherheitsdienst aus dem Atelier komplimentiert. Dass man früher – wenn man wollte – die Nächte durcharbeiten konnte, war ein „Alleinstellungsmerkmal“ der Braunschweiger Hochschule gewesen, das vor allem von denjenigen gerne angenommen wurde, die tagsüber arbeiten oder ihre Kinder betreuen mussten. In Leipzig und an vielen anderen Hochschulen darf man nämlich auch nur bis 24 Uhr in den Ateliers Farbpigmente anmischen oder Leinwände grundieren; dann greift der Hausmeister zum Schlüsselbund. Andere Kritikpunkte der Braunschweiger Kunststudenten ist die Personalpolitik mit einem rigiden Sparkurs, durch den manche Lehraufträge nicht verlängert wurden; vor allem die Lehramtsstudenten können den einen oder anderen Seminarschein erst gar nicht erwerben, weil schlicht das Lehrpersonal fehlt.
