Biennale Venedig: „Orchideenfieber“ im Estnischen Pavillon
Corina L. Apostol ist Kuratorin des Estnischen Pavillons auf der Biennale von Venedig (23. April – 27. November 2022). Die beiden Künstlerinnen Bita Razavi und Kritisna Norman bespielen mit ihrem „ökokritischen“ Projekt „Orchidelirium. An Appetite for Abundance“ den Rietveld Pavillon in den Giardini. Sie beziehen sich dabei auf den estnischen Schriftsteller, Fotografen und Topografen Andres Saal (1861-1931), der um das Jahr 1900 mit seiner Partnerin Rosalie Saal auf Java lebte und dort für den topografischen Dienst der niederländischen Kolonialarmee arbeitete. Gleichwohl bezog er in seinen Romanen gegen den Kolonialismus Stellung. „Orchidelirium“ bzw. “Orchideenfieber” bezieht sich auf die Praxis, Orchideen zu kultivieren uns zu sammeln – zu Saals Lebzeiten galten diese Pflanzen als kostbar, waren daher auch teuer, während sie heute in der alltäglichen Floristik selbstverständlich sind. „Doch hinter dem Reiz und der Schönheit tropischer Orchideen verbirgt sich eine komplexe und dunkle Geschichte kolonialer ökologischer Ausbeutung mit nachhaltigen Folgen“, heißt es im Pressetext zu dem Projekt.
Dazu in Band 261 erschienen: