Biennale Venedig: Eklat um Australischen Pavillon
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Der Australische Pavillon wird nächstes Jahr auf der 61. Biennale von Venedig möglicherweise zum ersten Mal nicht bespielt, meldete die Zeitung „The Guardian“ unter Berufung auf Elizabeth Ann Macgregor, ehemalige Direktorin des Museum of Contemporary Art Sydney.
Kurz nachdem angekündigt worden war, dass der im Libanon geborene australische Künstler Khaled Sabsabi und der Kurator Michael Dagostino Australien auf der 61. Ausgabe der prestigeträchtigen internationalen Kunstveranstaltung 2026 vertreten werden, hatte Creative Australia, die staatliche Kunstorganisation Australiens, gefordert, den Vertrag wieder aufzukündigen. Auslöser des Eklats war das Bekanntwerden früherer Werke des Künstlers, die den verstorbenen Hisbollah-Führer Hassan Nasrallah darstellen. Kritisiert wurde vor allem eines dieser Werke, die Videoinstallation You aus dem Jahr 2007, die sich im Museum of Contemporary Art in Sydney befindet und in der ein Porträt Hassan Nasrallahs gezeigt wird, untermalt mit einer Rede von ihm aus dem Jahr 2006. Creative Australia hatte daraufhin beschlossen, dass “eine langwierige und spaltende Debatte über das Auswahlergebnis 2026 ein inakzeptables Risiko für die öffentliche Unterstützung der australischen Kunstgemeinschaft darstellt.”
Macgegor empörte sich darüber mit den Worten: „Hat Creative Australia ernsthaft geglaubt, sie könnten einfach den nächsten Künstler auf der Liste anrufen? Nun, sie haben alle schon sehr deutlich gemacht, dass keiner von ihnen das Angebot annehmen wird“, teilte sie dem Guardian Australia mit. Sie ist der Ansicht, niemand sonst werde jetzt noch dazu bereit sein, den Pavillon zu bespielen.
Auch der Künstler und Kurator Archie Moore, der Australien letztes Jahr auf der Biennale in Venedig vertrat und für “kith and kin” den Goldenen Löwen gewann, zeigt sich entsetzt und fordert die Wiedereinsetzung des Künstlers Khaled Sabsabi und des Kurators Michael Dagostino als Repräsentanten Australiens für die Biennale. Mittlerweile gibt es 3.700 Unterschriften, darunter zahlreiche australische Kulturschaffende, dafür, dass Sabsabi und Dagostino wieder als Vertreter Australiens eingesetzt werden.
Sabsabi selbst reagierte auf die Nachricht damit, dass Kunst nicht zensiert werden sollte und sagte gegenüber dem Guardian: “Wir wollten in Venedig ein transformatives Werk präsentieren, eine Erfahrung, die alle Zuschauer in einem offenen und sicheren gemeinsamen Raum vereint.”
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