Biennale de Lyon
Ralph Rugoff ist Gastkurator der Biennale de Lyon, die vom 10. September 2015 bis zum 3. Januar 20ß16 unter dem Motto „La vie moderne“ (Modernes Leben) ausgerichtet wird. Die Einladung an Rugoff beruht auf der Stringenz seines jahrelangen Ausstellungsprogramms für die Londoner Hayward Gallery und auf seiner Einstellung zu Gruppenausstellungen. Fast alle Biennalen sind bekanntlich Gruppenausstellungen, und man stellt sie zumeist unter ein inhaltlich pointiertes Leitthema, um ein beliebiges Nebeneinander der Exponate zu vermeiden. Deswegen geht es bei dieser Ausgabe der Biennale de Lyon nun um eine Reflexion des Nebeneinanders verschiedener Modernen, deren kulturelle Ausprägungen einen „vernacularen“, d.h. „mundartlichen“ Charakter hätten, wie es in einer Ankündigung heißt. Die derzeitige globale Erfolgsgeschichte der Biennalen mit ihren bewusst international ausgerichteten Programmen fällt zeitlich zusammen mit einer wissenschaftstheoretischen Neuausrichtung der Anthropologie: gibt es in unserer anthropologischen Grundstruktur Konditionierungen, die die Annahme universalistischer Konzepte z.B. für die Politik und die Justiz rechtfertigen, oder müssen wir einem Relativismus Rechnung tragen, der die Duldung eines Nebeneinanders unterschiedlicher ethischer Wertsysteme und unterschiedlicher kultureller Standards einfordert? Die mentale Nähe zur eigenen Kultur und das immer noch als exotisch Empfundene von Fernem und Fremden bestimmt oftmals die Haltung derjenigen, die diese anthropologischen Debatte anführen (ähnlich, wie man auch früher schon Linguisten vorwarf, sie würden zumeist ihren eigenen elaborierten Sprachcode als Maßstab zur soziolinguistischen Beurteilung des restringierten Sprachverhaltens anderer nehmen). Daraus ergibt sich nun die Frage, wie die zeitgenössische Kunst sich hinsichtlich dieser Fragen konzeptuell positioniert. Kunst fände heute in einem Zeitalter von „Streaming“ und Networkung statt, „digitale icons“ bestimmen unsere Wahrnehmung und unseren Kommunukationsaustausch. Doch dies werde von vielen Museen immer noch ignoriert, und sie seien zudem immer noch in ethnozentrischer Weise auf einen westlichen Kulturbegriff ausgerichtet. Camille Blatrix, Jessica Diamond,Yto Barrada,Kader Attia, Michel BlazyMichael Armitage, Darren Bader, Sammy Baloji, Hicham Berrada, Mohamed Bourouissa,Céleste Boursier-Mougenot, Nina Canell, George Condo, Alex Da Corte, Jeremy Deller, Simon Denny, Thomas Eggerer und Cyprien Gaillard. www.labiennaledelyon.com