Berliner Galerien: prekäre Situation
„… die Kosten übersteigen seit Langem jene Einnahmen, die junge Galerien mit zeitgenössischer Kunst generieren“, reportierte der Berliner „Tagesspiegel“ schon im September 2018. Wenn diese nun schließen müssen und keine anderen jüngeren Kunsthändler mehr nachrücken, „fehlt der Stadt bald jene Garde, die wichtig für eine vitale, sich immer wieder verjüngende Kunstszene ist. Noch gibt es zahlreiche Galerien – aber die Verluste sind nicht mehr zu ignorieren.“ Der Sender RBB bilanziert desgleichen: „…von 450 Galerien, die es 2011 in Berlin noch gab, haben rund 100 dicht gemacht.“ Diesen prekären Trend bestätigte jetzt eine Studie, die der Landesverband Berliner Galerien in Auftrag gegeben hatte. 100 Berliner Galerien nahmen an der Umfrage teil, und das Ergebnis ist ernüchternd: 41 Prozent der lokalen Kunsthändler machen weniger als 100.000 Euro Umsatz im Jahr, und 85 Prozent von ihnen bekunden, sie würden den Galeristenberuf kein zweites Mal ergreifen. „Gefragt nach den drei größten Kostentreibern, nennen 70 Prozent der Befragten die Aufwendungen für die Miete. Die allgemeine Preisentwicklung im Berliner Immobilienmarkt vor Augen, dürfte sich dieses Problem weiter verschärfen – zumal laut der Erhebung derzeit nur 14 Prozent ihre aktuellen Mietkosten als überdurchschnittlich bezeichnen“, so das Fazit der Studie. 64 Prozent empfinden die Kosten für eine Messeteilnahme als die größte finanzielle Belastung, doch auf einen Messeauftritt in Köln, Brüssel, Basel oder London kann kaum einer von ihnen verzichten: zur Vernissage kommen neben den wirklich kunstinteressierten Besuchern auch jede Menge Partygäste, an denen nichts zu verdienen ist, aber an den anderen Tagen herrscht in den Galerieräumen gähnende Leere. 90 Prozent ihres Umsatzes machen manche Galerien daher inzwischen auf den Kunstmessen von Shanghai oder Miami – der Boom der weltweiten Messegründungen und die Zunahme an Biennale-Veranstaltungen lenkt die Besucherströme dann zwangsläufig weg von Berlin und stattdessen nach London oder Abu Dhabi – das ist allerdings für jeden lokalen Kunsthandel ein Problem, auch z.B. für die einstige Kunsthauptstadt Köln, wo die fetten Jahre schon seit zwei Jahrzehnten vorbei sind. https://www.berliner-galerien.de/