Berlin: Streit um Kunst im Gewerbegebiet
Die ehemalige Fahrbereitschaft der SED in der Herzbergstraße von Berlin-Lichtenberg: hier sollte eigentlich in Kürze eine Ausstellung von Studenten der kunsthochschule berlin weißensee stattfinden, danach eine Fotoschau mit Aufnahmen aus Syrien und dem Irak und eine Veranstaltung zur Berliner Art Week im Herbst. Doch der Kunstsammler Axel Haubrok, der zusammen mit seiner Frau Barbara das 20.000 qm große Areal 2013 gekauft hatte, sagte alle geplanten Events ab. Der Grund: das Bezirksamt Berlin-Lichtenberg hatte ihm eine Strafe bis zu einer halben Million Euro angedroht, wenn dort weiterhin öffentliche Ausstellungen stattfänden, denn das Gelände läge in einem Gewerbeschutzgebiet. Paradoxerweise dürfen Künstler und Kreative hier zwar Werke produzieren, aber eben nicht öffentlich ausstellen, erläuterte der „Tagesspiegel“ unter Berufung auf Baustadträtin Birgit Monteiro (SPD). Sammler Haubrok würde hier gerne eine Kunsthalle eröffnen und den Standort auch sonst für Künstler sichern, sieht sich aber nun gezwungen, sich nach anderen Standorten dafür umzusehen. Die Haltung der Bezirkspolitiker ist widersprüchlich und undurchsichtig: der Bezirksbürgermeister und Kulturstadtrat Michael Grunst möchte zwar gerne „eine Art Mischnutzung in der Herzbergstraße durchsetzen und damit das reine Gewerbegebiet auflösen“, so der „Tagesspiegel“. Ein Nebeneinander von Kunst und Gewerbe wäre dann durchaus möglich, doch in einem Positionspapier dazu findet sich wenig Konkretes: fest steht nur, dass in dem Gewerbestandort weitere Wohnhäuser und Einzelhandel nicht erlaubt werden. Bau- und Wirtschaftsstadträtin Monteiro, so mutmaßt der „Tagesspiegel“, setze sich „für den Gewerbestandort Herzbergstraße ein“. Nach gängiger Lesart haben Kulturveranstaltungen, die nicht gewinnorientiert ausgerichtet sind, jedoch keinen gewerblichen Charakter (aus gewerbe- und steuerrechtlichen Gründen nennen sich deswegen z.B. Non-Profit-Kunsträume auch nicht „Galerie“).