Belgischer Pavillon
Der belgische Künstler Vincent Meessen und internationale Kollegen bespielen auf der nächsten Biennale von Venedig den belgischen Pavillon: „Personne et les autres“ (wörtliche Übersetzung: „Niemand, der andere“) lautet der Arbeitstitel für ein Konzept, mit dem man sich vom Prinzip der klassischen Solo-Show wegbewegen will. Im Mittelpunkt stehen Filmaufnahmen, die Meessen in Kinshasa machte. Damit schließt sich der Kreis zu einem düsteren Kapitel der belgischen Geschichte: König Leopold II. ließ 1907 auf dem Biennale-Gelände den belgischen Länderpavillon errichten und engagierte sich in seinem Land als Förderer eine Monumentalarchitektur. Gleichzeitig betrachtete er die Kongo-Kolonie lange Zeit als seinen persönlichen Privatbesitz; die einheimische Bevölkerung wurde dort unter seiner Herrschaft rücksichtslos ausgebeutet und brutal unterdrückt. Meessen und seine Kollegen richten in ihrem Biennale-Beitrag den Focus aber nicht nur auf die ehemalige Kongo-Kolonie und die Geschichte Belgiens, sondern sie erkunden die bislang von den europäischen Feuilletons weitgehend ignorierte Beteiligung kongolesischer Intellektueller an den Prozessen der „letzten Avantgarden der Moderne“. Hierbei rekurriert das Ausstellungskonzept vor allem auf die Situationistische Internationale und auf die künstlerischen und intellektuellen Wechselbeziehungen zwischen Europa und Afrika.