Bayern will neuen Konzertsaal
In München tobte fast 15 Jahre lang ein zeitweise recht erbitterter Streit um die Notwendigkeit und den Standort eines neuen Konzertsaales. Die CSU-Landtagsfraktion stimmte nun unlängst der Entscheidung der Staatsregierung zu, den Konzertsaal im Werksviertel zu bauen. Kunstminister Ludwig Spaenle erklärte, die Ausschreibungen sollten noch in diesem Jahr erfolgen. Ein großer Musikfan ist vor allem Ministerpräsident Horst Seehofer: „Wir wollen einen Konzertsaal mit Weltniveau – und natürlich für München auch was Futuristisches“. Gutachter sehen den ersten Spatenstich realistischerweise frühestens 2019, und wie lange Planung und Bau wirklich dauern werden, sei derzeit „kaum kalkulierbar“, referiert die „Süddeutsche Zeitung“: „Der Lenkungsausschuss der Staatsregierung verweist auf vergleichbare Neubauten in Europa und warnt: All das könnte ‘zum Teil deutlich längere Zeitfenster` beanspruchen.“ Angesichts des finanziellen Desasters bei der Hamburger Elbphilharmonie ist auch bei der Kostenplanung Skepsis angebracht. Im polnischen Katowice z.B. kam man beim Bau eines solchen Konzertsaals mit 70 Mill. Euro aus; doch die Seehoferschen Weltniveau-Ansprüche schlagen in München jetzt schon mit Baukosten von 200 bis 300 Mill. Euro zu Buche. Abgeschlossen sind auch längst noch nicht die Verhandlungen mit dem Grundstücksbesitzer, dem Erben der Pfanni-Werke. Der will das Areal nämlich nicht verkaufen, sondern dem Freistaat nur in Erbpacht überlassen. Auf private Investoren wollen die bayerischen Konzertsaalbauer indes verzichten, und Horst Seehofer verspricht stattdessen vollmundig: „Wir werden mit dem Steuergeld sehr vernünftig umgehen“.