Raubkunst: Bayerische Staatsgemäldesammlungen weisen Anschuldigungen zurück

26. Februar 2025 · Kulturpolitik

Eine Recherche der SZ legt nahe, dass die Bayrische Gemäldesammlungen im Besitz von etwa 200 Kunstwerken sind, die intern als Raubkunst markiert wurden. Nun hat die Sammlung die Vorwürfe zurückgewiesen und will presserechtliche Schritte gegen die Zeitung prüfen.

Am 20. Februar hatte die Süddeutsche Zeitung unter dem Titel „Alarmstufe Rot” eine Recherche veröffentlicht, die nahelegt, dass man eine interne nicht für die Öffentlichkeit bestimmte Liste aus der Provinienzforschung der Bayrischen Staatsgemäldesammlungen vorliegen habe. Auf dieser hätten 200 Objekte einen roten Status und seien damit eindeutig als Raubkunst eingestuft, 800 weitere seien als orange (Raubkunstverdacht) gekennzeichnet, darunter Bilder von Picasso, Klee und Beckmann. Dies wurde, so die SZ, aber nicht bekannt gemacht und auch die Erb*innen der Werke nicht kontaktiert.

Nun haben die Bayrischen Staatsgemäldesammlungen hierzu öffentlich Stellung bezogen und weisen die Vorwürfe klar von sich: „Sämtliche dieser Aussagen sind falsch. Tatsächlich gab es zum Zeitpunkt dieser Berichterstattung kein internes Museumsdokument mit 200 Werken, die als ‘Rot’ gekennzeichnet sind”, heißt es von Seiten der Institution. Es sei richtig, dass aktuell 97 Werke im Bestand der Sammlung eine rote Markierung hätten. Dieser Status würde aber bereits vergeben, „wenn potenziell Betroffene Restitutionsansprüche erheben oder Raubkunstverdacht besteht, mithin Recherchebedarf gegeben ist. Die entscheidende Falschbehauptung der Süddeutschen Zeitung, die letztlich die Grundlage des gesamten Artikels ist, ist daher die, dass eine interne Prüfung bereits längst die in der Liste aufgeführten Werke eindeutig als nach den Washingtoner Prinzipien zurückzugebende Raubkunst identifiziert hat.”

Darüber hinaus dementieren die Bayrischen Staatsgemäldesammlungen, dass dieser Umstand nicht öffentlich gemacht worden sei: „Tatsächlich sind 53 der in der Liste aufgeführte Kunstwerke bereits bei Lost Art gemeldet und 82 der Bilder in der Online-Sammlung mit ihren Provenienzketten für die Öffentlichkeit zugänglich.” Darüber hinaus habe man seit 2020 bereits fünf Werke restituiert, neun weitere sollen noch zurückgeben werden.

Die Kategorisierung der Werke in Ampelfarben hat laut Pressemitteilung der Bayrischen Staatsgemäldesammlungen das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste (DZK) inzwischen als „übliche Museumspraxis” bestätigt, wobei „die Detailausgestaltung differieren” könnte.

Der Presserechtler Christian Schertz soll den Fall nun prüfen und ggf. presserechtliche Schritte gegen die SZ einleiten.

Dazu in Band 291 erschienen:


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