Attentate in Paris

16. Januar 2015 · Kulturpolitik

Nach dem Anschlag auf die Pariser Redaktion der französischen Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“ mit 11 Toten und einem Überfall auf einen koscheren Pariser Supermarkt am Tag darauf kam es weltweit zu Solidaritätskundgebungen; auch der Weltsicherheitsrat der UN legte eine Schweigeminute ein. Die Überlebenden des Anschlags auf die Redaktion brachten die nächste Ausgabe von „Charlie Hebdo“ mit einem weinenden Mohammed und der Schlagzeile „Tout est pardonné“ (Alles ist vergeben) auf dem Titel in einer Auflage von drei Millionen Exemplaren heraus. Der deutsche Politiker Volker Beck (Die Grünen) und Oskar Deutsch, Präsident der Jüdischen Kulturgemeinde in Wien, kritisierten allerdings, dass die Empathie mit den jüdischen Opfern bei der Geiselnahme im Supermarkt in den offiziellen Reaktionen auf die Terroranschläge „zu leise“ (Beck) erwähnt worden seien. In Frankreich wie Deutschland verschärfte sich derweil die innenpolitische Debatte. So bezeichnete Heribert Prantl in der „Süddeutschen Zeitung“ die rechtspolitischen Forderungen der Unionsparteien nach Wiedereinführung der Vorratsdatenspeicherung als „makaber“, denn diese Überwachungspraxis sei bereits vom Bundesverfassungsgericht und vom Bundesgerichtshof als „unvereinbar mit der Pressefreiheit“ beurteilt worden. Rechtspopulistische Kräfte witterten nach den Anschlägen Auftrieb, und deswegen betonte Bundeskanzlerin Angela Merkel, ihre Aufforderung, sich nicht den Kundgebungen der „Pegida“ (Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes) anzuschließen, sei „weiterhin gültig“. Deniz Yücel kommentierte auf www.taz.de, die „Pegidas dieser Welt“ hätten „kein Recht, die Toten von Paris“ für ihre Zwecke zu instrumentalisieren. In anderen Meldungen hieß es, der Künstler und Journalist Joachim Roncin bedaure inzwischen den „kommerziellen Erfolg“ des von ihm entworfenen „Je suis Charlie“-Logos, denn Kapuzenpullihersteller und andere Merchandisingartikel-Produzenten schreckten nicht vor einer wirtschaftlichen Ausbeutung der kollektiven Trauer zurück.


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