Ateliernotstand in Berlin

9. März 2015 · Kulturpolitik

Wo einst in einem Neubaukomplex an der Prenzlauer Promenade die Akademie der Wissenschaften der DDR untergebracht war, nutzen seit den 1990er Jahren Berliner Künstler die Räume als Ateliers. Die Zukunft dieses Hauses ist jedoch höchst ungewiss: „Am Ende entscheidet die Wirtschaftlichkeit“, titelte das Berliner Abendblatt über Pläne des Berliner Liegenschaftsfonds, anstatt der Ateliers dort für die Zukunft lieber Wohnraum zu schaffen. Die betroffenen Künstler riefen zu einer Benefiz-Auktion auf, um mit dem Erlös einen „Fonds für die visionäre Projektentwicklung“ zu gründen. Mit dem Geld wollen sie eine eigene Expertise bezahlen, die „Vorschläge“ skizzieren soll, „wie im Rahmen eines sozialen und künstlerischen Mischnutzungskonzepts die Bedürfnisse von Studenten, Kindern, Eltern und Künstlern miteinander in Einklang gebracht werden können.“ Gefährdet ist nicht nur der Fortbestand dieses Atelierhauses, denn auch in anderen Bezirken müssen die Künstler womöglich ihre Staffeleien einpacken: insgesamt sind acht Berliner Atelierhäuser bedroht. Betroffen sind rund 500 Künstler. Ersatzräume „zu bezahlbaren Preisen“ sind schwierig zu finden, denn in Berlin steigen die Ateliermieten derzeit rasant an. Das Atelierbüro im Kulturwerk des BBK kann nicht mehr als 830 geförderte Ateliers mit Mietpreisbindung anbieten – das ist zu wenig für eine Stadt, in der bei der Künstlersozialkasse 9.400 bildende und angewandte Künstler einschließlich Designer gemeldet sind. Beim Berufsverband BBK geht man davon aus, dass von ihnen 5.000 „freie Kunst“ im engeren Sinne betreiben. Zudem leben in Berlin so viele Kunststudenten wie in keiner anderen deutschen Stadt; viele von ihnen werden nach dem Examen in Berlin bleiben wollen und demnächst ebenfalls auf den lokalen Immobilienmarkt drängen. Der Künstlerverband BBK hat eine „AbBA – die Allianz bedrohter Berliner Atelierhäuser“ gegründet und rief zu einer „Aktion gegen das Ateliersterben“ auf: die Künstler fordern, künftig vermehrt landeseigene Flächen für die künstlerische Produtkion zu reservieren. www.bbk-berlin.de


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