Atelier-Genossenschaft und Berliner Immobilienmarkt
Bis zum Herbst 2017 ziehen 30 Künstler in ein neues Atelierhaus in Berlin-Charlottenburg ein. Da durch die Gentrifizierung mit steigenden Mieten immer mehr Künstler aus den zentralen Bezirken der Hauptstadt verdrängt werden, haben sie die AHGB-Atelierhaus-Genossenschaft-Berlin eG gegründet. Diese erwarb als „Gegenmodell“ zu der Entwicklung auf Berlins Immobilienmarkt ein Haus an der Adresse Stiefring 7. Hier können sie nun ohne Existenzsorgen arbeiten: es gibt keinen Investor, der das Gebäude teuer vermarkten will, und niemand muss um seine Bleibe zittern, weil er eine Kündigung fürchtet, etwa durch zukünftigen Wegfall der kommunalen Atelierförderung für ihn. Für die kleinste Raumeinheit von 20 qm Atelierfläche konnte man sich bereits mit einem Anteil von 8.000 Euro Einlage in das Projekt einkaufen; die Miete soll alsdann „langfristig“ bei 8 Euro/Monat bleiben. Knapp zwei Drittel der Erwerbskosten finanzieren die Initiatoren über eine Berliner Bank, den Rest mit Eigenmitteln. Öffentliche Fördermittel oder politische Unterstützung gab es nicht; an das Land Berlin mussten die Künstler 80.000 Euro an Grunderwerbssteuern überweisen. Auch kommerzielle Galerien und selbstorganisierte Kunsträume stehen in Berlin mitunter vor Raumproblemen – 27 Jahre nach dem Mauerfall sind die meisten zentral gelegenen Stadtviertel durchsaniert: wo die Immobilienwirtschaft potenzielle Anleger mit „guten Renditeprognosen“ umgarnt, dürfte man in „1 A -Lagen“ für Ladenlokale und Einzelhandelsimmobilien wie Kurfürstendamm/Tauentzienstraße, Wilmersdorfer Straße, Alexanderplatz, Friedrichstraße, Hackescher Markt als Galerist nur etablierte hochpreisige Künstler im Programm haben, um sich an solch einem Standort behaupten zu können. Nur in Randlagen wie Rudow oder Lichtenrade sind die Gewerbemieten für Läden und Werkstätten noch halbwegs erschwinglich. Der Kunsthandel im Internet kann zwar auf repräsentative Räume in teuren Lagen für Vernissagenempfänge etc. verzichten, braucht für seine Ware dennoch Lagerräume in Real-Immobilien. www.ahgb.info